21.09.2017
Apotheken-Wahlcheck 2017

Wahlcheck: Wolfgang Hellmich (SPD)

Soest. Wie stehen die Bundestagskandidaten der Wahlkreise in Westfalen-Lippe zu aktuellen Apotheken-Themen? Der AVWL hat ihnen auf den Zahn gefühlt. Diesmal: Wolfgang Hellmich, SPD, für den Wahlkreis Soest.


1. Was fällt Ihnen spontan ein, wenn Sie „Apotheke“ hören oder lesen?

"Bei dem Begriff 'Apotheke' denke ich an eine zentrale Einrichtung des täglichen Lebens. Es gibt wohl nur wenige öffentliche Orte, die einen so festen Platz in unserer Vorstellung der Alltagswelt haben wie dieser – spontan fiele mir hier lediglich noch die Post ein. Bemerkenswert ist, dass die Apotheke gleichzeitig ein Ort der Begegnung, wie auch besonderer Intimität ist – Apothekerinnen und Apotheker bekommen von Problemen berichtet, die oft selbst den engsten Verwandten und Freunden der Betroffen unbekannt sind. Ferner sind die Apotheken wichtige Ausbildungsträger und Arbeitgeber vor Ort."

2. Welche Rolle spielt für Sie die Apotheke vor Ort für die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung?

"Die Apotheken sind bei Beschwerden oft die ersten Anlaufpunkte vieler Betroffener. Dabei ist die professionelle Arzneimittelberatung ebenso wichtig, wie der oft ausgesprochene Ratschlag, einen Facharzt zu konsultieren. Ein wichtige Aufgabe bei der Gesundheitsversorgung der Bürgerinnen und Bürger kommt den Apotheken im Rahmen des Notdienstes zu, der außerhalb der regulären Ladenöffnungszeiten eine Grundversorgung sowohl bezüglich der Beratung wie auch der Arzneimitteln sicherstellt."

3. Nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs soll die Preisbindung verschreibungspflichtiger Medikamente für ausländische Versender anders als für deutsche Apotheken nicht gelten. Das gefährdet die örtlichen Apotheken existenziell. Wie stehen Sie zu dem Vorhaben, den Versand verschreibungspflichtiger Arzneimittel deshalb gesetzlich zu verbieten?

"Ich kann die Bedenken der Apotheken angesichts des erwähnten EuGH-Urteils durchaus nachvollziehen und möchte an dieser Stelle betonen, dass die SPD keinesfalls einer Entwicklung Vorschub leisten möchte, die den Versandhandel langfristig besserstellt als die Apotheken. Vielmehr wollen wir die Apotheken bei der Wahrnehmung ihrer Kernaufgaben stärken. Das sind für mich in erster Linie die Arzneimittelberatung und der Notdienst, die in dieser Form kein Versandhandel bieten kann. Gerade letzteres wollen wir durch eine bessere Vergütung zukünftig entsprechend anerkennen.

Dennoch lässt sich nicht von der Hand weisen, dass der Versandhandel für chronisch kranke Menschen, ältere Personen und prinzipiell jene, die mit einer stark eingeschränkten Bewegungsfreiheit zu kämpfen haben, durchaus eine große Entlastung im Alltag ist. Wichtig zu erwähnen finde ich in diesem Zusammenhang, dass mich aus meinem Wahlkreis auch mehrere Anschreiben direkt Betroffener erreicht haben, die exakt diese Alltagserleichterungen unterstreichen und einem möglichen Verbot des Versandhandels mit verschreibungspflichtigen Medikamenten mit Bangen entgegensehen.

Die Diskussion entlang einer Bruchlinie zwischen 'entweder' und 'oder' zu führen, halte ich für falsch. Der Versandhandel kann gerade in strukturschwachen Regionen und bei bestimmten Krankheitsbildern eine sinnvolle Ergänzung der Arzneimittelversorgung sein. Das umfassende Angebot der Apotheken vor Ort in Form von Beratung sowie Not- und Nachdienst kann er selbstverständlich nicht ersetzen. Als SPD wollen wir mit allen Beteiligten eine Lösung erarbeiten, die sich primär am Wohl der Patientinnen und Patienten orientiert, europarechtskonform ist und weder die Apotheken vor Ort noch den Versandhandel benachteiligt."

Steckbrief: Wolfgang Hellmich (SPD)

Geboren 1958 in Welver, verheiratet, zwei Kinder, wohnhaft in Bad Sassendorf. Lehrer.

1976 Eintritt in die SPD, 1986-2012 Geschäftsführer der SPD in Dortmund und Düsseldorf, seit 2012 Mitglied des Deutschen Bundestags, Vorsitzender des Verteidigungsausschusses und u.a. stellv. Mitglied des Ausschusses für Gesundheit.

 

Weitere Infos unter: www.wolfgang-hellmich.de

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