Hat die Corona-Pandemie Ihren Blick auf die Apotheken vor Ort verändert – und falls ja, wie? Wiebke Esdar: Mir ist bewusst geworden, dass wir eine Pandemie wie diese nie ohne die Apotheken vor Ort bewältigen hätten können. Gerade am Anfang sind ja die Lieferketten nach China unterbrochen gewesen und viele Medikamente waren schwer zu bekommen. Gleichzeitig war Desinfektionsmittel ausverkauft. Da habe ich erlebt, wie die Apothekerinnen und Apotheker geholfen haben: etwa indem sie selbst Desinfektionsmittel hergestellt haben; oder indem sie Menschen beraten haben, die nicht mehr an ihre Psychopharmaka oder ihr Herzmedikament gekommen sind.
Welche Rolle sollen die Apotheken vor Ort nach der Corona-Krise für die Gesundheitsversorgung der Menschen spielen? Die Apotheken vor Ort müssen auch nach der Corona-Krise eine zentrale Rolle für die Gesundheitsversorgung spielen. Gerade während der Pandemie gab es viel Verunsicherung über Ansteckungen, Schnelltests und Impfungen. Daher wird es auch in Zukunft wichtig bleiben, dass wir alle in solchen Fragen kompetente Ansprechpartner haben – und das sind eben auch die Apothekerinnen und Apotheker vor Ort.
Und welche Rolle soll der ausländische Versandhandel künftig einnehmen? Für mich stehen bei der Gesundheitsversorgung immer die Patientinnen und Versicherten im Mittelpunkt. Deshalb sind die europäischen Versandapotheken eine sinnvolle Ergänzung. Insofern will ich auch, dass der Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln erhalten bleibt. Zusätzlich haben wir mit dem Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetz einen einheitlichen Abgabepreis geschaffen. Damit sichern wir einen fairen Wettbewerb zwischen den europäischen Versandapotheken und unseren Apotheken hier in OWL. Für diese transparenten und gerechten Wettbewerbsbedingungen will ich mich auch in Zukunft einsetzen.
Haben Sie schon einmal den Nacht- oder Notdienst einer Apotheke gebraucht? Ja, das ist bei mir schon vorgekommen. Eine Erkältung oder Grippe hält sich ja nicht an Öffnungszeiten. Daher bin ich immer dankbar, wenn ich im Notfall auf Nacht- und Notdienste zurückgreifen kann.
Das E-Rezept kommt – wo werden Sie es einlösen und warum dort? Bei meiner Apotheke um die Ecke. Denn das richtige Medikament ist ja nur die halbe Miete, um wieder gesund zu werden. Mindestens genauso wichtig sind persönliche Beratung und das Gespräch mit meiner Apothekerin, die ich kenne und der ich vertraue.
Wie wollen Sie das flächendeckende Netz der Apotheken vor Ort für die Zukunft bewahren und damit die persönliche, flexible pharmazeutische Betreuung der Patienten sichern? Wir brauchen eine flächendeckende Arzneimittelversorgung. Dafür sind die Apotheken vor Ort mit ihrer qualifizierten Beratung zentral. Deshalb haben wir als SPD dafür gesorgt, dass zusätzliche pharmazeutische Dienstleistungen wie Präventionsangebote oder die Medikationsanalyse besser honoriert werden. Botendienste der Apotheken werden jetzt unbefristet bezahlt. Damit schaffen wir einen zusätzlichen finanziellen Spielraum für die Apothekerinnen und Apotheker. 2019 haben wir als Große Koalition die Nacht- und Notdienstvergütung erhöht. In den letzten Jahren haben wir die Apotheken vor Ort also umfassend gestärkt. Darauf wollen wir aufbauen und so ein flächendeckendes Netz an Vor-Ort-Apotheken auch hier in OWL erhalten und weiter stärken.
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