Hat die Corona-Pandemie Ihren Blick auf die Apotheken vor Ort verändert – und falls ja, wie? Markus Dossenbach: Meinen persönlichen Blick hat die Pandemie nicht verändert. Da mir kurze Wege und spontane Entscheidungsmöglichkeiten immer wichtig waren, hat sich in dieser Zeit lediglich meine positive Einstellung bestätigt.
Welche Rolle sollen die Apotheken vor Ort nach der Corona-Krise für die Gesundheitsversorgung der Menschen spielen? Gesundheit ist doch ein zentrales Thema jedes Menschen. Oder sollte es zumindest sein. Sich auf Lieferungen aus oder über das Internet zu verlassen, ist mir zu riskant. Die Apotheke vor Ort stellt sicher, dass ich in der Regel mein Medikament sofort mitnehmen kann und, falls nötig, auch eine persönliche Beratung möglich ist. Das Risiko, dass Online-Apotheken oder die Lieferdienste gehackt werden und Lieferungen ausbleiben, ist nicht zu unterschätzen. Allerdings müssen sich auch die stationären Apotheken gegen derartige Bedrohungen wappnen und die Belieferung der Apotheken absolut sicherstellen. Für mich sind Vor-Ort-Apotheken Teil der Grundversorgung.
Und welche Rolle soll der ausländische Versandhandel künftig einnehmen? Der ausländische Versandhandel lässt sich weniger regulieren. Je besser die Beratung und das Angebot vor Ort ist, desto weniger greifen die Bürger auf Online-Systeme zurück. Das ist eine Frage des Preises und der sofortigen Verfügbarkeit. Apotheken vor Ort, die noch bereit und in der Lage sind, bestimmte Arzneimittel wie Cremes selbst und individuell herzustellen, können einen entscheidenden Vorteil gegenüber jeder Online-Apotheke haben. Ich brauche die Online-Apotheke nicht. Egal ob aus Deutschland oder Asien.
Haben Sie schon einmal den Nacht- oder Notdienst einer Apotheke gebraucht? Den Wochenenddienst habe ich ab und zu mal genutzt, allerdings nur tagsüber.
Das E-Rezept kommt – wo werden Sie es einlösen und warum dort? Ich werde, solange es noch normale Rezepte gibt, nur diese nutzen. Und natürlich löse ich jedwedes Rezept bei meiner Apotheke ein, die mich kennt und die nur 150 Meter entfernt ist.
Wie wollen Sie das flächendeckende Netz der Apotheken vor Ort für die Zukunft bewahren und damit die persönliche, flexible pharmazeutische Betreuung der Patienten sichern? Also zunächst müssen sich die Apotheken überlegen, wie sie sich gegen die Konkurrenz aus dem Internet wappnen. Der Staat hat nicht die Aufgabe, protektionistische Politik zu betreiben. Allerdings halte ich den Beratungsauftrag für sehr wichtig, dass die Vorgaben in diesem Bereich deutlich restriktiver sein könnten. Auch stellt der Onlinehandel auch in anderen Bereichen ein Problem dar, das angegangen werden muss. In Paketdiensten herrscht ein gigantischer Leistungsdruck bei schlechter Bezahlung. Wir müssen vielleicht darüber nachdenken, den Onlinehandel insgesamt steuerlich anders zu behandeln als den stationären Handel.
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