Hat die Corona-Pandemie Ihren Blick auf die Apotheken vor Ort verändert – und falls ja, wie? Jule Kegel: Mir war schon immer klar, dass Apotheken einen wichtigen Teil der örtlichen Gesundheitsversorgung spielen. Die Pandemie hat allerdings noch einmal die besondere Systemrelevanz von Apotheken hervorgehoben.
Welche Rolle sollen die Apotheken vor Ort nach der Corona-Krise für die Gesundheitsversorgung der Menschen spielen? Meiner Ansicht nach sind Apotheken vor Ort nach wie vor unerlässlich, insbesondere durch ihre umfangreichen Beratungsangebote und die schnelle Verfügbarkeit von Medikamenten. Mir ist es wichtig, dass eine flächendeckende und wohnortnahe Verfügbarkeit von Apotheken weiterhin gegeben ist bzw. dort verbessert wird, wo das noch nicht ausreichend der Fall ist.
Und welche Rolle soll der ausländische Versandhandel künftig einnehmen? DIE LINKE lehnt den Versandhandel mit rezeptpflichtigen Medikamenten ab und tritt für ein Verbot dessen ein (das setzt natürlich voraus, dass es eine flächendeckende Versorgung mit Apotheken gibt, was zunächst gewährleistet werden muss). Generell sollte unserer Ansicht nach der Online-Versandhandel möglichst beschränkt werden, um nicht zu einem Apothekensterben zu führen.
Haben Sie schon einmal den Nacht- oder Notdienst einer Apotheke gebraucht? Ich musste dort bereits einmal ein Medikament für ein Familienmitglied besorgen und wurde sehr gut und schnell beraten.
Das E-Rezept kommt – wo werden Sie es einlösen und warum dort? Unserer Ansicht nach sollten E-Rezepte nur in öffentlichen Apotheken eingesetzt werden können, damit große Online-Handelskonzerne nicht Gelder aus dem solidarisch finanzierten deutschen Gesundheitssystem abzweigen können. Bereits im Jahr 2020 stellte unsere Fraktion dazu auch einen entsprechenden Antrag im Bundestag. Sollte es keine solche Regelung geben, werde ich persönlich das E-Rezept dennoch nur vor Ort nutzen.
Wie wollen Sie das flächendeckende Netz der Apotheken vor Ort für die Zukunft bewahren und damit die persönliche, flexible pharmazeutische Betreuung der Patienten sichern? Grundsätzlich setzen wir uns gegen einen Abbau bzw. für eine Erweiterung der öffentlichen Gesundheitsversorgung, vor allem in der Fläche, ein. Wir setzen auf verschiedene neue Versorgungsformen wie Patientenbusse, Gemeinschafts- und Teilzeitpraxen oder Medizinische Versorgungszentren in öffentlicher Hand. Gerade letztere ermöglichen besonders gut eine enge Zusammenarbeit von Apotheken, Praxen und Pflege.
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