Dortmund/Münster 15.03.2023
Aktuelles

„Pharmazeutisch betrachtet ein voller Erfolg“

Michael Beckmann war der erste. Im September 2021 hat er in seiner Dortmunder Apotheke eine Patientin gegen Grippe geimpft, kurz nachdem AOK NordWest und Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) den Vertrag für ein Modellprojekt unterzeichnet hatten. Mittlerweile sind die Grippeimpfungen in den Apotheken vor Ort für alle Versicherten eine Regelleistung. Nach zwei Impfsaisons zieht Michael Beckmann nun Bilanz.

Wie ist es bislang mit den Impfungen gelaufen?
Michael Beckmann: Gut! Die Akzeptanz in der Bevölkerung ist super. Wir impfen mittwochs- und freitagsnachmittags außerhalb der ärztlichen Sprechstundenzeiten – auch ohne Termin. So kommen zu uns viele Patienten, die sich bisher noch nie gegen Grippe haben impfen lassen und die auch gar keinen festen Hausarzt haben. Sie sind begeistert, wie einfach das Impfen bei uns ist. Wir haben sehr, sehr viele positive Rückmeldungen von den Kunden. Deshalb bin ich überzeugt, dass wir das Ziel erreichen können, die Impfquote in der Bevölkerung deutlich zu erhöhen. Aus pharmazeutischer Sicht ist das Impfen also ein voller Erfolg.

Und sonst?
Rein betriebswirtschaftlich betrachtet lohnt sich das Impfen noch nicht. Bislang steht der bürokratische Aufwand in keinem rechten Verhältnis zur Vergütung. Die Dateneingabe für die Dokumentation, die Rezeptbedruckung und die Meldung an das Robert-Koch-Institut ist nach wie vor aufwendig, auch wenn die Softwarehersteller bereits nachgebessert haben. Dennoch müssen diese Prozesse meines Erachtens weiter verschlankt werden.

Welche Tipps können Sie aufgrund Ihrer Erfahrungen Kollegen geben, die nun erst mit dem Impfen beginnen wollen?
Sie sollten sich überlegen, wie sie die Impfungen in die eigenen Betriebsabläufe am besten integrieren können und wie pharmazeutisches Personal bei der Vorbereitung der Impfung sowie bei der Dokumentation den impfenden Apotheker sinnvoll entlasten kann. Zudem kann der Patient digital oder in Papierform die notwendigen Angaben zur Person eigenständig ausfüllen Auch das Angebot, den Patienten auf die jährliche Impfungen im Herbst aufmerksam zu machen, sollte nicht fehlen. Sind die Patientendaten einmal erfasst und mit Einwilligung des Patienten gespeichert, erleichtert dies die Impfvorgang im kommenden Jahr. 

Zum Start des Modellprojektes im Herbst 2021 haben sich Ärzte kritisch zu Impfungen in den Apotheken geäußert. Wie ist die Stimmung heute?
Anfangs war in der Tat eine gewisse Skepsis bei den Ärzten zu spüren. Bevor ich mit dem Impfen begonnen habe, habe ich daher mit den Ärztinnen und Ärzten in meinem Umfeld gesprochen und ihnen die Argumente für das Impfen in den Apotheken dargelegt. Ich habe deutlich gemacht, dass wir den Arztpraxen keine Patienten abwerben wollen, sondern uns an diejenigen wenden, die sich bislang nicht haben impfen lassen. Die Skepsis ist dann auch sehr schnell verflogen – auch weil die Praxen in den vergangenen beiden Jahren an ihre Kapazitätsgrenzen gekommen sind. Die Ärzte und ihre Beschäftigten wussten vor Arbeit kaum ein noch aus. Wenn ich mir die Impfstoff-Bestellungen der Ärzte für die kommende Saison ansehe, ist jedenfalls kein Rückgang festzustellen. 

Warum sollten weitere Apotheken in die Impfungen einsteigen?
Weil wir als Pharmazeuten und Heilberufler aufgerufen sind, unseren Beitrag zur Erhöhung der Durchimpfungsquote und damit zum Schutz der Menschen zu leisten. Und weil die Impfungen einen großen Imagegewinn für die Apotheken vor Ort im Allgemeinen, aber auch für den eigenen Betrieb im Besonderen mit sich bringen. Die Patientinnen und Patienten nehmen dieses sehr unkomplizierte Angebot äußerst positiv an und die Apotheke als niederschwellige Anlaufstelle in Gesundheitsfragen wahr.
 

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