Münster 23.08.2023
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Keine Angst vor der eigenen Apotheke

Selbstständig zu sein, damit ist sie groß geworden: Schon der Vater hatte einen Betrieb gegründet, eine Praxis für Physiotherapie. Der Gedanke an eine eigene Apotheke ist Olivia Kalverkamp also nie fremd gewesen. Schon im Studium hat sie damit geliebäugelt. 2017 hat sie die Approbation bekommen und im Januar 2023 die Apotheke am Burloh im münsterischen Stadtteil Kinderhaus übernommen.

Warum wollten Sie sich selbstständig machen?
Olivia Kalverkamp: Ich kenne die Selbstständigkeit aus dem Elternhaus; der Gedanke daran war mir also nie fremd. Nach dem Studium habe ich dann im praktischen Jahr die Gewissheit gewonnen, dass ich in die öffentliche Apotheke will. Das ist das Richtige für mich. Zugleich habe ich immer schon gern organisiert: Familienfeiern, Veranstaltungen im Verein. Damit erfülle ich zwei ganz wichtige Punkte der Stellenbeschreibung „Apothekeninhaberin“. Und nicht zuletzt möchte ich gern meine Ideen umsetzen. Das fängt bei Kleinigkeiten wie der Schaufensterdekoration an, geht über den Einkauf bis hin zur Unabhängigkeit in der Beratung. Ich brauche diese Selbstbestimmung.

Welche Bedenken hatten Sie, bevor Sie den Schritt gewagt haben?
Am meisten Gedanken habe ich mir darüber gemacht, ob eine eigene Apotheke mit einer Familie und mit Kindern vereinbar ist. Eine gute Kollegin hat zwei kleine Kinder – und mir viel Mut gemacht. Zudem unterstützt mein Mann mich sehr, weil er weiß, dass die Apotheke mein großer Traum ist. Last but not least habe ich ein immenses Glück mit meinem Team – und auch genügend Personal, darunter einen Approbierten in Vollzeit und eine weitere approbierte Kollegin in Teilzeit. Das entlastet mich enorm. Im Januar habe ich die Apotheke übernommen – und nun im August bereits mit meinem Mann und meiner kleinen Tochter 14 Tage Urlaub in Holland machen können. Es geht also.

Welche Probleme haben sich unterwegs aufgetan?
Es ist nicht alles rund gelaufen, obwohl ich eigentlich gut organisiert bin. Ich habe mich gut informiert und mir Listen geschrieben, welche Dinge ich abarbeiten muss Und dennoch musste ich in den ersten Tagen ohne eigenes EC-Gerät auskommen. Grund war, dass ich mich erst mit dem Tag der Selbstständigkeit ins Handelsregister habe eintragen lassen. Diesen Eintrag braucht man allerdings, um bei der Bundesbank eine Gläubiger-Identifikationsnummer zu bekommen, ohne die man nicht am Lastschriftverfahren teilnehmen kann. Ich glaube aber, es ist völlig normal, dass auch Pannen passieren. Man macht sich schließlich zum ersten Mal selbstständig.

Wie läuft es jetzt nach annähernd acht Monaten?
Natürlich tun sich immer wieder auch mal Probleme auf. Die Apotheken insgesamt stehen vor vielen Herausforderungen, auch wirtschaftlichen. Aber manches läuft auch viel besser als erwartet. Der Arbeitsaufwand eines Selbstständigen ist selbstverständlich höher als für einen angestellten Apotheker – aber nicht so groß, wie ich befürchtet hatte. Zudem mache ich die Arbeit gern, es fällt mir nicht schwer, abends noch einmal in die Mails zu gucken. Was ich als sehr angenehm empfinde: Ich sehe andere Apothekerinhaberinnen und -inhaber als Kolleginnen und Kollegen. Es fühlt sich nicht wie ein Konkurrenzkampf an, das ist sehr schön. Der Kontakt ist immer freundlich, die Kolleginnen und Kollegen sind hilfsbereit und ich rufe sie bei Fragen gerne an.  

Welche Unterstützung haben Sie bekommen?
Treuhand Hannover, apobank und Noweda bieten eine sehr intensive Unterstützung auf dem Weg in die Selbstständigkeit an – von Apothekenbörsen über die individuelle Gründungsberatung, Existenzgründerseminaren bis hin zur Begleitung bei der Besichtigung der Apotheken und bei der Vorbereitung auf das Verhandlungsgespräch mit dem Vorinhaber. Mir hat aber auch mein eigenes Netzwerk geholfen: Schon im praktischen Jahr habe ich den Inhaber meiner Ausbildungsapotheke mit Fragen gelöchert, wie man sich selbstständig macht. Er hat mir viel aus seiner Gründungszeit erzählt – und manche Sorge nehmen können. 

Welche Tipps haben Sie für alle, die sich selbstständig machen wollen?
Vor der Übernahme habe ich drei Monate lang in der Apotheke als Angestellte mitgearbeitet. Das hatte ich mit dem Vorinhaber so vereinbart. Diese Voranstellung hat mir extrem geholfen: Ich habe zum Beispiel die Abläufe kennengelernt, das Softwaresystem, die Kunden. Vor allem aber bin ich dem Team ganz anders und viel näher gekommen, als wenn ich den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vom ersten Tag als Inhaberin begegnet wäre. Ob es mir gelingt, das richtige Verhältnis zum Team aufzubauen – darüber hatte ich mir im Vorfeld auch viele Gedanken gemacht. So ist es geglückt. Diese Zeit der Voranstellung hat bei der Übernahme viel Stress und Druck von mir genommen. Ich würde mich auf jeden Fall wieder selbstständig machen.

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