Kamen/Münster 18.07.2025
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„Es funktioniert so gut, weil wir einander haben“

Nur mal gucken, nichts kaufen. Man weiß, wie es ausgeht, wenn Frauen mit diesem Vorsatz losgehen. So war es auch bei Verena Löcken und Katrin Wesel. Allerdings besaßen die beiden am Ende nicht etwa neue Schuhe, sondern zwei Apotheken.

Dabei wollten sich Verena Löcken und Katrin Wesel nicht unbedingt selbstständig machen. Eine eigene Apotheke zu führen, das erschien den beiden Müttern, die insgesamt fünf Kinder haben, mit der Familie nicht recht vereinbar. Aber ein bisschen liebäugelten sie doch mit der Idee vom eigenen Betrieb und sprachen auch manchmal miteinander darüber – mit dem Ergebnis: „Wenn überhaupt, dann machen wir es zusammen“, erinnert sich Katrin Wesel.

Eine gute Ergänzung

So, wie sie in den Jahren zuvor alles beruflich zusammen gemacht hatten: Als angestellte Approbierte leiteten sie de facto gemeinsam eine Apotheke in Kamen. Jede arbeitete 30 Stunden. „So ließ sich die Filialleitung mit Kindern und Familie vereinbaren“, sagt Verena Löcken. „Wir sind in derselben persönlichen Situation und haben viel Verständnis füreinander“, fügt sie hinzu. Waren die Kinder der einen krank, sprang die andere ein. Mussten Gespräche mit einer Mitarbeiterin geführt werden, übernahm diejenige, die den besseren Draht zu der Kollegin hatte. „Wir ergänzen uns einfach super“, sagt Katrin Wesel. Und bei ihren Vorstellungen vom Apothekensortiment, von Teamführung und Betriebsorganisation ticken sie gleich. 

„Das hat großen Spaß gemacht“, sagen beide. Der einzige „Haken“: Eine Filialleiterin habe weniger Gestaltungsmöglichkeiten als ein Inhaber. Als dann in Kamen zu Beginn des Jahres 2024 nach dem plötzlichen Tod einer Inhaberin Haupt- und Filialapotheke zum Verkauf standen, da beschlossen sie, sich die beiden Betriebsstätten in der Nachbarschaft anzuschauen. Und fanden das passende Paket für sich: zwei helle, klare und moderne Betriebe. Zum einen die Severins-Apotheke mit vielen Stammkunden, im Erdgeschoss eines Ärztehauses und in unmittelbarer Nähe zum Krankenhaus untergebracht. „Das ist das Richtige für mich“, sagt die 39-jährige Verena Löcken. Zum anderen, etwa hundert Meter weiter, die Apotheke im Quadrat, im Einkaufscenter eingegliedert mit viel Laufkundschaft. „Hier ist immer Leben. Das ist genau meine Apotheke“, so die 44-jährige Katrin Wesel. 

Und doch wollten sie dieses Apotheken-Paket auf keinen Fall aufschnüren und untereinander verteilen. Nicht nur, weil sich die beiden Apotheken gut ergänzen und die Mischkalkulation stimmt. Nicht nur, weil sie so manchen Personalengpass, zum Beispiel im Krankheitsfall, auf kurzem Dienstweg schnell ausgleichen können. Sondern auch, „weil wir das zusammen machen wollen“, sagen sie beide. „Es funktioniert so gut, weil wir einander haben“, erklären sie. So können sie sich Arbeiten teilen, zum Beispiel das Anbahnen und Lesen von Verträgen, den Einkauf, das Marketing – und ebenso die Sorgen: „Wir können alles, auch Betriebsgeheimnisse, miteinander besprechen“, sagt Verena Löcken. „Damit ist die Last auf den Schultern nicht ganz so groß“, bestätigt Katrin Wesel. 

Ein Wink des Schicksals

So haben sie eine Offene Handelsgesellschaft (OHG) gegründet und gemeinsam die beiden Apotheken übernommen. Ihr größtes Kapital, das sie laut Steuerberater mitbrachten: „Die Leute hier in Kamen kennen uns und wir brennen für unseren Beruf“, sagen sie.

Am Ende spielte ihnen das Schicksal noch ein wenig in die Karten: Während die beiden noch in den Planungen für die neue Existenz steckten, beschloss ihre damalige Chefin, deren Filiale sie leiteten, diesen Betrieb zu schließen. So machen sich die frühere Chefin und die beiden Gründerinnen heute keine Konkurrenz.

Stattdessen konnten Verena Löcken und Katrin Wesel sogar einige der alten Mitarbeiterinnen in die neuen Apotheken mitnehmen. Deren Belegschaft wiederum hat sich geschlossen für die neuen Inhaberinnen entschieden. „Wir haben hier ein tolles Team bekommen und sind innerhalb der vergangenen Monate sehr gut zusammengewachsen“, sagt Verena Löcken. Kurzum: Die bisherige Bilanz ihrer Selbstständigkeit fällt bei beiden Inhaberinnen sehr gut aus – rund ein Jahr, nachdem sie „nur einmal geguckt“ haben.

Weitere Folgen der Existenzgründerserie:

Lust auf das eigene Unternehmen
Korwin Hildebrandt hat vor kurzem das zweite Staatsexamen bestanden und absolviert derzeit sein praktisches Jahr in einer öffentlichen Apotheke. Schon heute kann er sich vorstellen, später einmal selbstständig zu sein. 

Freiheit, Wertschätzung und gute Laune
Drei Gründe, warum sich der Bielefelder Zana Murad in wirtschaftlich schwierigen Zeiten mit einer eigenen Apotheke selbstständig gemacht hat – und auch anderen das Unternehmertum empfehlen kann. 


Workshop Existenzgründung

Tipps und Informationen für einen erfolgreichen Start in die Selbstständigkeit gibt es beim kostenfreien Workshop Existenzgründung am 

29.10.2025
10:00 – 16:00 Uhr

in den Räumen des AVWL, Willy-Brand-Weg 11, 48155 Münster.

Veranstalter des Workshops sind die apoBank, NOWEDA, Treuhand Hannover sowie Apothekerkammer und Apothekerverband Westfalen-Lippe.

Hier geht zur Anmeldung: 

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Apothekerverband Westfalen-Lippe e.V.
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