Oelde/Münster 30.03.2023
Aktuelles

Bundestagsabgeordneter Rehbaum in der Apotheke vor Ort

Gesundheitspolitik? Ist eigentlich nicht sein Gebiet. Henning Rehbaum, CDU-Bundestagsabgeordneter aus dem Kreis Warendorf, kennt sich mit Mobilität aus. In Berlin ist er Mitglied des Verkehrsausschusses. Doch Lieferengpässe bei Arzneimitteln und die Versorgungssicherheit sind Probleme, mit denen sich mittlerweile nicht mehr nur die Experten befassen. Sie gehen längst jeden an. 
Deshalb will sich Henning Rehbaum in der Elefanten-Apotheke in Oelde ein Bild von der aktuellen Lage machen. Dort sieht Inhaber Thomas Haddenhorst buchstäblich Rot, wenn er einen Blick in seinen Computer wirft. Mehr als 300 Arzneimittel zeigt die Software in der Warnfarbe an, weil sie nicht lieferbar sind. 

Patientin über Wochen unversorgt

Unter anderem eine Creme gegen weißen Hautkrebs, nennt Thomas Haddenhorst ein Beispiel. Akribisch hat er aufgelistet, was seine Mitarbeiter alles unternommen haben, um eine Patientin versorgen zu können, die diese Creme vom Arzt verordnet bekommen hat. Von der Recherche nach möglichen Alternativen über mehrere Rücksprachen mit dem Arzt, welches alternative Präparat bei dieser Diagnose in Frage kommt. Am Ende bleibt nur die Möglichkeit, das Mittel für die Patientin aus dem Ausland zu importieren. Das allerdings muss die Krankenkasse genehmigen. Die Apotheke stellt einen Antrag – und hat drei Wochen später noch keine Antwort von der Versicherung bekommen. „Die Patientin ist nach wie vor unversorgt“, sagt Thomas Haddenhorst. „Und in der Apotheke haben wir insgesamt, wenn wir alle Arbeitsschritte aufaddieren, mehr als eine Stunde Zeit für das Engpassmanagement aufgewendet – ohne einen Cent dafür zu bekommen“, fügt er hinzu.

28 Jahre ist Thomas Haddenhorst bereits im Beruf. Lieferengpässe sind für ihn und seine Kollegen ein Dauerärgernis, berichtet der Vorsitzende der Bezirksgruppe Warendorf im Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL). Nun habe sich die Lage dramatisch zugespitzt. „Und sie wird nicht besser“, so Haddenhorst. Im Gegenteil: Vom Gesetzentwurf, mit dem der Bundesgesundheitsminister Lauterbach die Lieferengpässe bekämpfen will, befürchtet Haddenhorst sogar noch eine Verschlimmerung. „Der bürokratische Aufwand wird in den Apotheken noch einmal steigen“, sagt er. Zudem würden den Apotheken Spielräume wieder genommen, die es bislang ermöglicht hätten, die Engpasskrise zu managen, kritisiert er. 

Vergütung gekürzt

Dass der Bundegesundheitsminister den enormen Aufwand, den die Apotheken mit Lieferengpässen haben, künftig gerade einmal mit 50 Cent pro Packung vergüten will, ist für ihn und seine Mitarbeiter ein Schlag ins Gesicht. Diese decke nicht ansatzweise den Mehraufwand, den die Apotheken im Falle eines Engpasses betreiben müssen, kritisiert Haddenhorst. Ohnehin sei das Honorar der Apotheken in den vergangenen Jahren deutlich zusammengeschmolzen: „Seit 20 Jahren ist die Apothekenvergütung ein einziges Mal angehoben – um wenige Cent. Zugleich aber sind Sach- und Personalkosten gestiegen, zuletzt sind die Energiepreise explodiert und die Inflation galoppiert davon“, so Haddenhorst. „Obendrein hat der Gesetzgeber die Vergütung jetzt sogar noch weiter gekürzt. Seit Februar dieses Jahres müssen wir ein Sonderopfer leisten, um die Finanzierungslücke der Krankenkassen zu decken.“

„Wir sollten den Apothekerinnen und Apothekern vertrauen, denn sie sind hervorragend ausgebildet worden. Gesundheitsminister Lauterbach schränkt Entscheidungsspielräume, die Jens Spahn ihnen in der Pandemie gegeben hatte, wieder ein.“, so der Bundestagsabgeordnete Rehbaum. Als Politiker aus dem Kreis Warendorf ist ihm die Versorgung im ländlichen Raum ein wichtiges Anliegen. Die Zahl der Apotheken im Kreis Warendorf ist in den vergangenen zehn Jahren um 15 geschrumpft – ein Minus von nahezu 20 Prozent. Bürokratie, eine unzulängliche Vergütung und fehlende Planungssicherheit aufgrund der unkalkulierbaren Entscheidungen der Politik seien Gründe, warum junge Leute nicht mehr in die Apotheke möchten und sich schon gar nicht selbstständig machen wollten, so Haddenhorst. 

Rehbaum, lange Zeit Geschäftsführer eines Verkehrsunternehmens, kennt aus seiner Branche die Entwicklung: „Wir dürfen die Apotheke und die Selbstständigkeit nicht so unattraktiv machen, dass niemand mehr den Beruf ergreifen und sich niederlassen möchte“, warnt er. „Die Grundversorgung der Menschen muss aufrechterhalten werden. Deshalb muss die Bundespolitik die Bedürfnisse und Probleme der Apotheken unbedingt ernst nehmen."
 

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