Bottrop 17.04.2025
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Apothekensterben: Problem erkannt – aber noch nicht gebannt

Pharmazie? Steht einem Chemieingenieur wie Nicklas Kappe nahe. Und so hat er sich jetzt zeitnah nach seiner Wahl in den Bundestag in einer Apotheke in seinem Wahlkreis umgesehen. Der Einladung der beiden Apothekeninhaber Karima Ballout und Niklas Herkenhoff, Vorsitzende der Bezirksgruppen Bottrop und Recklinghausen im Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL), ist er gern gefolgt. Denn obwohl neu im Bundestag und mit 28 Jahren noch kein regelmäßiger Apothekenkunde, sind die Sorgen der Apotheken längst bis zu dem CDU-Politiker Nicklas Kappe durchgedrungen. 

Jetzt handeln

Seit 20 Jahren ist das staatlich reglementierte Honorar, das die Apotheken pro abgegebener Arzneimittelpackung erhalten, nicht mehr nennenswert angehoben worden. Zugleich sind die Personalkosten um 75 Prozent gestiegen und die Sachkosten um 41 Prozent. „Mittlerweile sind zehn Prozent der Apotheken defizitär und weitere 25 Prozent sind wirtschaftlich stark gefährdet“, erklärt der Marler Apotheker Niklas Herkenhoff dem CDU-Abgeordneten. Bundesweit sind in den vergangenen drei Jahren 1.500 Apotheken geschlossen worden. Dies entspricht annähernd der Gesamtzahl der Apotheken in Westfalen-Lippe. Dabei beschleunigt sich der Schließungstrend zunehmend. „Wenn die Politik das flächendeckende wohnortnahe Apothekennetz will, dann muss sie jetzt handeln“, mahnt die Bottroper Apothekerin Karima Ballout. 

Dass die Politik diese bewährte Struktur zur Versorgung der Patienten bewahren möchte, daran will Nicklas Kappe keinen Zweifel aufkommen lassen: „Wir haben mit dem Koalitionsvertrag gute Grundlagen verankert, damit unsere Apotheken vor Ort – wie wir sie brauchen – erhalten und gestärkt werden.“ So widmet der Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD einen ganzen Abschnitt den Apotheken und führt eine Reihe von Maßnahmen auf, um sie zu stabilisieren. „Diese Wertschätzung, die die Politik uns und unseren Mitarbeitern damit zeigt, freut uns sehr“, betont Karima Ballout. 

Eine der laut Koalitionsvertrag geplanten Maßnahmen ist die Anhebung des Packungshonorars um 1,15 Euro. „Wir brauchen diese Erhöhung nun so schnell wie möglich“, mahnt Karima Ballout, „sonst sterben in den kommenden Monaten bundesweit Hunderte weitere Apotheken.“ 

Mehrwert

Bei einem Rundgang durch die Bottroper Post-Apotheke im Kaufland erläutern Inhaberin Karima Ballout und ihr Marler Kollege Niklas Herkenhoff dem CDU-Politiker, wie viel mehr die Apotheken vor Ort leisten als nur Arzneimittel abzugeben: So fertigen sie individuell Arzneimittel an, wenn es für einen Patienten kein passendes Fertigprodukt gibt. Kapseln für Kinder zum Beispiel, wenn kein Präparat in passender Dosierung für die kleinen Patienten zu Verfügung steht. Sie bieten Inhalationsschulungen, Blutdruckmessungen, Impfungen sowie ausführliche Medikationschecks und –beratungen. „Das Ergebnis einer solchen Beratung ist oftmals, dass wir in Absprache mit den Ärzten zu dem Schluss kommen, dass ein Patient, der gleich mehrere Präparate einnehmen muss, eigentlich mit weniger Tabletten auskommen könnte“, so Niklas Herkenhoff. „Der Patient fühlt sich besser, die Ärzte müssen weniger verschreiben und die Krankenversicherung spart Geld.“ 

Letzteres sei auch der Fall, wenn die Apotheken durch eine gute Therapiebegleitung einen Krankenhausaufenthalt oder eine frühzeitige Einweisung in ein Pflegeheim verhindern könnten, ergänzt Karima Ballout. „Solche Sonderleistungen müssen allerdings auch so honoriert werden, dass wir sie wirtschaftlich erbringen können. Wir können solche Leistungen nicht mehr querfinanzieren.“

Verstanden

„Wir stehen auch bereit, dieses Potenzial der Apotheken weiter zu entwickeln“, fügt Karima Ballout hinzu. „So können wir in Zeiten des demografischen Wandels die Versorgung der Patienten sichern und verbessern – und zugleich wirtschaftlicher gestalten.“ Auch damit rennen die Apotheken bei den neuen Koalitionären offene Türen ein, denn die drei Parteien haben sich vertraglich darauf verständigt, den apothekerlichen Heilberuf fortzuentwickeln. Zugleich wollen sie Bürokratie abbauen und mehr Handlungsfreiheiten für die Apotheken schaffen sowie für einen fairen Wettbewerbsbedingungen mit dem Versandhandel sorgen. 

„Die neue Koalition hat offenbar verstanden, wo die Probleme liegen“, sagt Karima Ballout. „Jetzt ist wichtig, dass all diese Ideen nun rasch umgesetzt werden.“
 

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