In Zukunft eine eigene Apotheke übernehmen? Dazu sind gerade einmal 17 Prozent unter den Pharmaziestudierenden und Pharmazeuten im Praktikum entschlossen. Das hat im Jahr 2021 eine Umfrage der Bundesapothekerkammer unter angehenden Apothekern ergeben. 42 Prozent der Befragten waren vor dem Start ins Berufsleben noch unentschieden, ob die Selbstständigkeit für sie in Frage kommt.
Hundertprozentig festlegen will sich auch Korwin Hildebrandt noch nicht. Aber das eigene Unternehmen zu führen, „darauf habe ich schon Lust“. Denn er ist in der Apotheke groß geworden: Der Urgroßvater gründete den Betrieb 1951 in Dortmund, die Oma übernahm ihn später, heute wird die Westfalia-Apotheke von der Mutter zusammen mit einer Filiale geführt. Dass er selbst einmal etwas anderes werden wollte als Apotheker, daran kann sich Korwin Hildebrandt gar nicht erinnern. „Als Kind war ich jeden Tag in der Apotheke. Natürlich habe ich damals nicht viel verstanden, aber doch gesehen wie dankbar die Menschen waren, wenn meine Oma oder meine Mutter ihnen helfen konnte“, erinnert er sich.
Also hat er in Bonn Pharmazie studiert, gerade das zweite Staatsexamen bestanden und absolviert derzeit den ersten Teil seines praktischen Jahres in einer öffentlichen Apotheke. „Mit den Menschen zu arbeiten, macht mir viel Freude“, zieht er nach den ersten Wochen Bilanz. „Jemandem zu helfen gibt mir viel zurück“, sagt er und erzählt von einer Tumorpatienten, die unter Schleimhautschäden litt. „Wir haben sie hier ausführlich beraten. Es waren zum Teil ganz simple Tipps – zum Beispiel eine sehr weiche Zahnbürste zu verwenden – aber die Patientin war dafür unglaublich dankbar.“
Die Apotheke vor Ort ist also sein Wunscharbeitsplatz – und die Familienapotheken irgendwann einmal zu übernehmen, kann er sich gut vorstellen. Natürlich müsse man als Unternehmer viel arbeiten. Wenn ein Mitarbeiter kurzfristig wegen Krankheit ausfalle, müsse der Inhaber auch einmal die eigenen Pläne zurückstellen und einspringen. „Aber dafür hat man als Selbstständiger auch Freiheiten. Und man kann die Apotheke gestalten, wenn man sein eigener Chef ist“, sagt er. Er selbst zum Beispiel würde gern einen Schwerpunkt auf klinische Pharmazie legen.
Auf der anderen Seite sieht er auch die große Verantwortung und ein wirtschaftliches Risiko: Er kritisiert, dass die Planungssicherheit fehle, weil die Politik immer wieder kurzfristig neue Regelungen treffe. Nach Jahrzehnten ohne eine Erhöhung der staatlich geregelten Vergütung werde es zudem immer schwieriger, Mitarbeiter angemessen zu bezahlen. „Die Leistungen der Apotheke müssen aber so honoriert werden, dass die Inhaber die Fachkräfte ordentlich entlohnen können. Nur so bleibt der Arbeitsplatz für die Beschäftigten attraktiv.“ Andernfalls werde der Fachkräftemangel noch größer.
„Wenn es aber in der Apotheke nicht genügend Fachkräfte gibt, dann stehe ich als Chef am Ende 60 Stunden pro Woche allein in der Offizin. Die Selbstständigkeit muss auch mit der Familie vereinbar sein – gerade in einem Beruf, in dem mehr als 70 Prozent der Beschäftigten weiblich sind“, lautet sein Wunsch an die Politik, wie eine Existenzgründungen in der Branche wieder interessant werden können. Und zwar für mehr als 17 Prozent der Nachwuchsapotheker.
Tipps und Informationen für einen erfolgreichen Start in die Selbstständigkeit gibt es beim kostenfreien Workshop Existenzgründung am
29.10.2025 10:00 – 16:00 Uhr
in den Räumen des AVWL, Willy-Brand-Weg 11, 48155 Münster.
Veranstalter des Workshops sind die apoBank, NOWEDA, Treuhand Hannover sowie Apothekerkammer und Apothekerverband Westfalen-Lippe.
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