Minden/Münster 20.04.2023
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Seit 50 Jahren im Beruf

Rente mit 67 Jahren? Ist nichts für Petra Pohle. In den Ruhestand zu gehen, kann sich die 68-Jährige einfach nicht vorstellen. Seit 50 Jahren arbeitet sie als pharmazeutisch-technische Assistentin (PTA) – und bekommt noch immer nicht genug von diesem Beruf. Deshalb macht sie einfach weiter, in der Kuhlenkamp-Apotheke in Minden, wo sie eine Teilzeitstelle hat.

Vom Karteikasten zum Lagerautomaten

Während manche Berufstätige vor der Digitalisierung vorzeitig aus der Beschäftigung flüchten, arbeitet Petra Pohle dort munter Online-Bestellungen und E-Rezepte ab. „Das ist nun wirklich nicht schwierig, da findet man sich schnell rein“, sagt sie. Als sie in ihrem Beruf startete, da nutzte man in den Apotheken noch Karteikästen und Schubladen. Vorn am HV-Tisch versorgten Apotheker und PTA die Patienten, während im Hintergrund Apothekenhelfer „auf Zuruf“ die verordneten Arzneimittel heraussuchten. Heute vereinfachen digitale Warenwirtschaftssysteme und Lagerautomaten die Arbeit. „Neuerungen belüften das Gehirn“, sagt Petra Pohle und lacht. 
Übrigens nicht nur Innovationen der Technik und der Arbeitsabläufe, sondern insbesondere auch neue fachliche Erkenntnisse. Manche Experten schätzen, dass sich medizinisches Wissen alle 73 Tage verdoppelt. Der Zuwachs von Know-how ist im Gesundheitswesen demnach enorm, laufend werden neue Therapien und Arzneimittel entwickelt – nicht nur, wenn neue Krankheiten wie Covid-19 ausbrechen. Ein Grund, warum für Petra Pohle der Beruf in all den Jahren immer spannend geblieben ist. 

Große Dankbarkeit

Ein zweiter ist die Sinnhaftigkeit der Aufgabe, das Gefühl, den Patienten helfen zu können. Wie zum Beispiel der verunsicherten Kundin, die einen Herzschrittmacher bekommen hatte und mit ihrer Medikation nicht zurechtkam, erzählt Petra Pohle. Die PTA hat der Patientin die Therapie Stück für Stück erklärt, sodass „sie eine positive Einstellung zur Behandlung gewonnen hat“. Die Dankbarkeit, die die PTA erfährt, wenn sie für Patienten Lösungen findet, gibt Petra Pohle viel Motivation. Die große Berufserfahrung, die sie im Laufe der Jahre gewonnen hat, macht den Arbeitsalltag für sie weniger anstrengend als für manche junge Berufskraft, ist sie überzeugt. Ihren Wissensschatz gibt sie auch weiter, bildet in der Apotheke die PTA-Praktikanten aus. 

Die „tolle Truppe“ und das hervorragende Arbeitsklima in der Kuhlenkamp-Apotheke sind ein dritter Grund, warum Petra Pohle einfach nicht ans Aufhören denkt. „Hier steht einer für den anderen ein“, beschreibt sie die Atmosphäre, und die Chefin gebe den Mitarbeitern Raum, sich nach ihren Stärke und Vorlieben zu entwickeln. So könne sich heutzutage jeder in der Arbeit wiederfinden. Das hat Petra Pohle im Laufe ihres langen Berufslebens, das sie in verschiedene Apotheken und Städte geführt hatte, früher auch anders erlebt. Sie hat in der Vergangenheit Chefs kennengelernt, die ihre Vorstellungen durchsetzten – „ohne Rücksicht darauf, welcher Mitarbeiter was kann und machen möchte“. Sie hat Chefs erlebt, die damals eher eine gute Mitarbeiterin verloren hätten, als den Wunsch nach familienfreundlicher Teilzeitarbeit zu erfüllen. Petra Pohle hatte Glück und konnte nach der Geburt des ersten Kindes auf eine Halbtagsstelle wechseln; selbstverständlich war das vor rund 40 Jahren nicht. Heute bieten Apotheken familienfreundliche und wohnortnahe Arbeitsplätze.

In zehn Jahren?

Auch wenn früher manches anders war, so doch nicht schlechter. Besser aber auch nicht. „Jede Zeit hat ihre Vorteile“, sagt sie. Dass die Krankenkassen früher Regressforderungen stellten und den Apotheken die Vergütung zusammenstrichen, daran kann sich Petra Pohle nicht erinnern. Wohl aber daran, dass Rezepte von Ärzten per Hand ausgestellt wurden – und oft schlicht unlesbar waren. Manches kehrt auch wieder im Berufsleben. Rezepturen herzustellen, also Arzneimittel wie Salben oder Zäpfchen in der Apotheke selbst zu produzieren, war gang und gäbe, als Petra Pohle vor 50 Jahren startete. Später hätten die Apotheken jahrelang kaum selbst gefertigt. „Jetzt bekommt die Rezeptur wieder Aufwind“, sagt Petra Pohle. So haben viele Apotheken in der Corona-Pandemie beispielsweise Desinfektionsmittel produziert und stellen nun unter anderem Fiebersäfte her, wenn Fertigarzneimittel aufgrund von Lieferengpässen nicht verfügbar sind.


Wie sie sich ihre berufliche Zukunft in zehn Jahren vorstellt? Die Frage lässt Petra Pohle dann doch lachen: „Mit annähernd 80 Jahren werde ich vermutlich nicht mehr in der Apotheke stehen“, sagt sie, fügt dann aber hinzu: „Mit Sicherheit aber werde ich noch eine ganze Weile bleiben.“ 


Die PTA-Ausbildung

  • Im März 1968 verabschiedete der Bundestag das „Gesetz über den Beruf des PTA“. Das war die Geburtsstunde der pharmazeutisch-technischen Assis-tenten (PTA).
  • Im Oktober desselben Jahres ging die PTA-Fachschule in Minden als eine der ersten in NRW an den Start. Petra Poh-le gehörte zum dritten Jahrgang, der dort ausgebildet wurde. Die Schule ist mittlerweile geschlossen.
  • PTA gelten als die rechte Hand des Apothekers. Sie werden händeringend gesucht. Wer die zweieinhalbjährige Ausbildung absolviert, hat quasi eine Jobgarantie.
  • Weitere Infos zur Ausbildung: www.pta-fachschule.de
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