Gütersloh 30.04.2024
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„Ich bin Fan der Apotheke vor Ort“

Thorsten Klute ist Fan. Von Arminia Bielefeld – aber auch der Apotheke vor Ort, wie er selbst bekennt. Um deren Abstieg zu verhindern, hat er nun den Betrieb von Sven Buttler in Gütersloh-Isselhorst besucht. Hier hat sich der SPD-Landtagsabgeordnete Klute, zugleich gesundheitspolitischer Sprecher seiner Fraktion, über die Situation der Apotheken informiert.

Jede dritte Apotheke in Gefahr

Dass diese mittlerweile äußerst schwierig ist, daraus macht Apotheker Sven Buttler keinen Hehl. Denn die staatlich reglementierte Vergütung der Apotheken ist in den vergangenen 20 Jahren nur ein einziges Mal geringfügig von der Politik angehoben und im vergangenen Jahr trotz explodierender Kosten sogar noch gekürzt worden. „Zehn Prozent der Apotheken machen mittlerweile ein Defizit, ein Drittel ist wirtschaftlich gefährdet“, berichtet Sven Buttler, der auch Vorsitzender der Bezirksgruppe Gütersloh im Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) ist. 

Mittlerweile zahlten die Apotheken pro verschreibungspflichtiger Arzneimittelpackung, die sie an gesetzlich versicherte Patienten abgeben, 46 Cent drauf. „Wir müssen also noch Geld mitbringen, um unsere Patienten versorgen zu können“, so Buttler. Möglich sei dies nur durch Quersubventionierungen aus anderen Bereichen und mit Hilfe der Rabatte und Skonti, die der pharmazeutische Großhandel gewähre. Und genau diese Skonti sind nun durch ein jüngst vom Bundesgerichtshof gefälltes Urteil eingeschränkt worden. 

Diese nicht mehr auskömmliche Honorierung habe zur Folge, dass sich die Zahl der Apotheken bundesweit in einem immer steiler werdenden Sinkflug befinde: Im vergangenen Jahr sind bundesweit annähernd 500 Apotheken geschlossen worden – das entspricht der Gesamtzahl der Apotheken in Thüringen. 

Riskante Pläne des Bundesgesundheitsministers

Verschärft werde die Situation künftig, falls das Bundesgesundheitsministerium seine geplante Apothekenstrukturreform umsetzen sollte. Mit dieser Reform wolle der Minister das Honorar angeblich zwischen größeren und kleinen Apotheken umverteilen. Dies allerdings sei eine Mogelpackung, so Buttler. Denn ein wissenschaftliches Gutachten belege, dass auch die kleinen Apotheken durch die Reform nur in homöopathischer Dosis besser gestellt würden und den großen zugleich hohe Einbußen drohten. Spezialleistungen und auch die Versorgung der Patienten mit innovativen, teuren Arzneimitteln, die von den Apotheken vorfinanziert werden müssten, würden dadurch massiv erschwert. „Die Versorgung der Patienten wird verschlechtert. Diese Umverteilung hilft nicht. Es ist schlicht zu wenig Geld im System“, so Buttler. 

„Zudem will der Bundesgesundheitsminister Apotheken ohne Apotheker schaffen, angeblich um die ländliche Versorgung Schwerkranker zu sichern. Umfassende Medikationsberatungen, Impfungen, die Abgabe von Betäubungsmitteln, die Herstellung von individuellen Rezepturen – das alles ist ohne Apotheker aber nicht möglich“, warnt Buttler und fügt hinzu: „Für die Patienten bedeutet dies nichts anderes als Leistungskürzungen.“ 

Versorgung sichern

„Gerade uns als SPD muss es wichtig sein, dass die Versorgung der Menschen, auch durch Apotheken vor Ort, flächendeckend gewährleistet sein muss“, sagt Thorsten Klute. Der Abgeordnete ist „nachhaltig und tief beeindruckt, mit welchen Sorgen und Anliegen die Patienten in die Apotheken kommen, um hier ein offenes Ohr zu finden“. Zwar weist er darauf hin, dass die Apothekenhonorierung und die geplanten Reformen nicht in die Zuständigkeit der Landespolitik falle und zudem Lösungen gefunden werden müssten, wie trotz des Fachkräftemangels und leerer Kassen die Versorgung der Patienten flächendeckend gesichert werden könne. Und doch versichert er: „Wir müssen mehr dafür tun, dass die gut funktionierende Versorgungsstruktur der Apotheken vor Ort auch in zehn Jahren noch besteht.“
 
 

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