„Die Apotheken vor Ort sind unabdingbar“
Joachim Ebmeyer hat zwei kleine Töchter. Und so weiß der frisch gewählte Bundestagsabgeordnete, wie wichtig es gerade im ländlichen Raum ist, insbesondere nachts und an den Wochenenden eine Apotheke in der Nähe zu haben, wenn die Kinder krank werden. „Die Apotheken sind als erste Anlaufstelle in vielen Gesundheitsfragen in weniger dicht besiedelten Gebieten unabdingbar“, sagt Joachim Ebmeyer.
Chronisch unterfinanziert
Und dennoch schwindet die Zahl der Apotheken auch in seinem Heimatkreis Herford seit Jahren dramatisch: In den vergangenen zehn Jahren sind hier 20 Prozent der Apotheken für immer geschlossen worden. Die Zahl der Schließungen nimmt bundesweit von Jahr zu Jahr zu. Ebmeyer, der nicht nur Bundestagsabgeordneter, sondern auch CDU-Kreisvorsitzender ist, beobachtet die Entwicklung in seiner Region mit Sorge. Deshalb hat er sich nun, nicht lange nach seiner Wahl ins Parlament, in einer Apotheke seiner Heimatstadt Enger über die Ursachen für dieses Apothekensterben informiert.
„Hauptgrund für das Sterben ist die chronische Unterfinanzierung der Apotheken vor Ort“, wie Jens Kosmiky, Apothekeninhaber und Vorsitzender der Bezirksgruppe Herford im Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL), erläutert. Das Honorar der Apotheken ist staatlich geregelt, von der Politik aber seit mehr als 20 Jahren nicht mehr nennenswert erhöht worden – trotz steigender Kosten und Inflation. Sieben Prozent der Apotheken sind mittlerweile defizitär; ein Viertel ist wirtschaftlich stark gefährdet. „Müssen weitere Apotheken schließen, werden Wege und Wartezeiten für Patienten länger“, warnt Jens Kosmiky. Viele Gemeinwohlleistungen wie die Notdienste werden nur von den Apotheken vor Ort erbracht.
Hilfe sofort
Die schwarz-rote Koalition habe die Probleme erkannt, betont Joachim Ebmeyer, und insbesondere auf Betreiben der Union hin im Koalitionsvertrag eine ganze Reihe von Maßnahmen vereinbart, nicht zuletzt eine Anhebung der Vergütung pro abgegebener Arzneimittelpackung. „Das ist ein erster wichtiger Schritt, um das Apothekensterben aufzuhalten“, sagt Joachim Ebmeyer. Ebenso müsse Bürokratie abgebaut werden, um Kosten einzusparen und in Zeiten des Fachkräftemangels Personal sinnvoll einzusetzen: nicht für unnötigen Papierkram, sondern für Beratung der Patienten, für Prävention, Therapiebegleitung und weitere Gesundheitsleistungen.
„Wir Apotheken stehen bereit, im Bereich Vorbeugung und Erstversorgung der Patienten viel mehr zu leisten, wenn wir damit von der Politik beauftragt werden“, so Jens Kosmiky. So könnten die Apotheken dazu beitragen, das Gesundheitssystem zu entlasten und Kosten einzusparen. „Das setzt allerdings voraus, dass es ein flächendeckendes, intaktes Apothekennetz gibt. Deshalb muss der Koalitionsvertrag schnellstmöglich umgesetzt und das Honorar so rasch wie möglich erhöht werden, bevor viele weitere Betriebe schließen müssen.“