Münster/Hamm/Unna. Wie stehen die Bundestagskandidaten der Wahlkreise in Westfalen-Lippe zu aktuellen Apotheken-Themen? Der AVWL hat ihnen auf den Zahn gefühlt. Diesmal: Pierre Jung, AfD, für den Wahlkreis Hamm - Unna II.

1. Was fällt Ihnen spontan ein, wenn Sie „Apotheke“ hören oder lesen?

"Zum Wort Apotheke fällt mir zuerst der gute Service ein. Es wird sich immer über die gesundheitlichen Beschwerden des Kunden informiert und ausführlich Auskunft über die Anwendung der Arzneimittel gegeben. Das Eingangsschild mit dem Stock und der Schlange und die Traubenzuckerbonbons, die man als Kind immer bekommen hatte, sind natürlich auch direkt vor dem geistigen Auge präsent."

2. Welche Rolle spielt für Sie die Apotheke vor Ort für die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung?

"Eine große Rolle, da Beschwerden oft akut auftreten und man daher auf eine direkte Art und Weise Hilfe benötigt. Die Apotheke ist immer und zu jeder Zeit in der Nähe erreichbar, durch den Notdienst der Apotheken wird man auch außerhalb der normalen Geschäftszeiten versorgt. Man bekommt eine fachliche Auskunft zu den aufgetretenen Beschwerden und wird mit lindernden Medikamenten versorgt."

3. Nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs soll die Preisbindung verschreibungspflichtiger Medikamente für ausländische Versender anders als für deutsche Apotheken nicht gelten. Das gefährdet die örtlichen Apotheken existenziell. Wie stehen Sie zu dem Vorhaben, den Versand verschreibungspflichtiger Arzneimittel deshalb gesetzlich zu verbieten?

"Ich halte das Verbot nur bedingt für eine Lösung, wenn ein Verbot überhaupt zulässig wäre, was ich stark bezweifle. Auf lange Sicht würde ich bevorzugen, die für den hiesigen Markt zum Nachteil getroffene Bevormundung durch den Europäischen Gerichtshof außer Kraft zu setzen und wieder zu einer selbstbestimmten nach dem Subsidiaritätsprinzip ausgerichteten Politik zurückzukehren. So kann man dann wieder souverän die Interessen der eigenen Wirtschaft in den Vordergrund stellen.

Die Apotheken sind für die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung systemrelevant, daher muss man dort politisch eingreifen um gleiche Bedingungen gegenüber den Versandapotheken aus dem Ausland herzustellen. Dies kann man kurzfristig durch einen steuerlichen Nachlass oder eine strukturelle Optimierung der Apotheken erreichen."