18.08.2017
Apotheken-Wahlcheck 2017

Wahlcheck: Jörg Berens (FDP)

Münster. Wie stehen die Bundestagskandidaten der Wahlkreise in Westfalen-Lippe zu aktuellen Apotheken-Themen? Der AVWL hat ihnen auf den Zahn gefühlt. Diesmal: Jörg Berens, FDP, für den Wahlkreis Münster.


1. Was fällt Ihnen spontan ein, wenn Sie „Apotheke“ hören oder lesen?

"'Apotheke' bedeutet für mich einerseits die rund um die Uhr gewährleistete hochwertige und flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln, die qualifizierte Information und Beratung von Patientinnen und Patienten zu allen Fragen rund um das Arzneimittel und die erste Anlaufstelle für kleinere und größere Gesundheitsfragen. Andererseits verbinde ich mit der 'Apotheke' auch kleine und mittelständische Unternehmen, die als lokale Arbeitgeber mit über 150.000 Beschäftigten eine Vielzahl von Arbeits- und Ausbildungsplätzen bieten und damit auch einen wirtschaftlichen Beitrag leisten."

2. Welche Rolle spielt für Sie die Apotheke vor Ort für die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung?

"Neben der täglichen Versorgung von über 3,6 Millionen Patientinnen und Patienten sind die Vor-Ort-Apotheken für den Großteil der Bevölkerung auch die erste Anlaufstelle bei kleineren und größeren Fragen rund um die Themen Krankheit und Gesundheit. So sind Apotheken nicht nur im Rahmen des ihnen obliegenden Versorgungsauftrages tätig, sondern auch wichtiger Bestandteil von Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention.

Ebenso stellt die persönliche Betreuung chronisch kranker Patientinnen und Patienten eine weitere wichtige Funktion der Apotheke vor Ort dar. Neben der Überwachung der Arzneimittelanwendung kann hier die Apotheke als fachkompetente Schnittstelle zwischen Arzt und Patient bei auftretenden Problemen vermittelnd wirken.

Zuletzt seien die Herstellung patientenindividueller Rezepturen - insbesondere für Kinder und Senioren -, die stetige Erreichbarkeit von deutschlandweit etwa 1.300 Apotheken im Rahmen des Nacht- und Notdienstes sowie die Versorgung Schwerkranker mit Betäubungsmitteln genannt, wodurch die Versorgung mit Arzneimitteln auch bei besonderen Anforderungen und Situationen zeitnah durch die Apotheke vor Ort sichergestellt werden kann."

3. Nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs soll die Preisbindung verschreibungspflichtiger Medikamente für ausländische Versender anders als für die deutsche Apotheken nicht gelten. Das gefährdet die örtlichen Apotheken existenziell. Wie stehen Sie zu dem Vorhaben, den Versand verschreibungspflichtiger Arzneimittel deshalb gesetzlich zu verbieten?

Mit dem Urteil des EuGH vom 19. Oktober 2016 hat sich die Situation für den deutschen Apothekenmarkt verändert. Dies gilt gleichermaßen für die Apotheken vor Ort als auch für die inländisch ansässigen Versender. So sehr diese Veränderungen auch auf Unmut innerhalb der Apothekerschaft treffen, stellen Veränderungen auch immer Chancen dar.

Wir freie Demokraten setzen uns aus Überzeugung für einen fairen Wettbewerb mit fairen Spielregeln und fairen Rahmenbedingungen ein. Das gilt auch für den deutschen Apothekenmarkt, zu dem seit dem Jahr 2003 auch inländische Versandapotheken gehören. Ein pauschales Versandhandelsverbot von rezeptpflichtigen Arzneimitteln lehnen wir daher ab. Meiner Auffassung nach verstößt ein Versandverbot sowohl gegen nationales wie europäisches Recht. Daher müssen die Rahmenbedingungen an die veränderte Situation angepasst werden.

Deshalb setzen wir uns für eine aktive Weiterentwicklung des Versorgungssystems in Deutschland ein und möchten auch die inhabergeführten Apotheken vor Ort stärken. Dies könnte beispielsweise durch die Einführung von neuen Abrechnungsmöglichkeiten besonderer Leistungen, wie etwa der individuellen Beratung von Patienten über die allgemeine Pauschale innerhalb des Apothekenzuschlags hinaus, sowie einer Erweiterung des möglichen Leistungsspektrums, z.B. im Rahmen der Gesundheitsprävention, erreicht werden. Ein Sicherstellungszuschlag, wie er in anderen Bereichen des Gesundheitswesens bereits angewendet wird, könnte unterstützend für den Erhalt von Apotheken im ländlichen, wirtschaftlich wenig attraktiven Raum sorgen.

Darüber hinaus könnte durch den Abbau von Bürokratie im Arzneimittelwesen eine Verlagerung von den umfangreichen Dokumentationsverpflichtungen zur eigentlichen Aufgabe der Patientenberatung und -versorgung erreicht werden. Auch muss eine angemessene Vergütung von Nacht- und Notdiensten angestrebt werden."

Steckbrief: Jörg Berens (FDP)

1979 in Duisburg geboren, verheiratet, eine Tochter. Studium der Politikwissenschaft in Münster. 2005 Beitritt bei den Jungen Liberalen (JuLis), 2009-2012 Engagement im JuLi-Bundesvorstand. 2005 Eintritt in die FDP, 2010-2016 Kreisvorsitzender der FDP in Münster. Seit 2014 als Ratsherr für die FDP im Rat der Stadt Münster.

 

Weitere Infos unter: www.j.berens2017.fdp.de

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48155 Münster

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