21.09.2017
Apotheken-Wahlcheck 2017

Wahlcheck: Dagmar Freitag (SPD)

Märkischer Kreis. Wie stehen die Bundestagskandidaten der Wahlkreise in Westfalen-Lippe zu aktuellen Apotheken-Themen? Der AVWL hat ihnen auf den Zahn gefühlt. Diesmal: Dagmar Freitag, SPD, für den Wahlkreis Märkischer Kreis II.


1. Was fällt Ihnen spontan ein, wenn Sie „Apotheke“ hören oder lesen?

"Ich schätze die immer fachkundige Beratung - auch ohne Nachfrage meinerseits bekomme ich in 'meiner' Apotheke vor Ort grundsätzlich wertvolle Hinweise zu einzelnen Medikamenten. Hinzu kommt natürlich die persönliche Ansprache, weil man sich über Jahre kennt. Das möchte ich auch nicht missen."

2. Welche Rolle spielt für Sie die Apotheke vor Ort für die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung?

"Die Apothekerinnen und Apotheker leisten als direkte Ansprechpartner einen immens wichtigen Beitrag für unsere Gesundheitsversorgung vor Ort. Dieses gilt natürlich insbesondere für die Nacht- und Notdienste. Jeder hofft, dass er sie nie in Anspruch nehmen muss, aber man ist im Notfall mehr als froh, auch mitten in der Nacht oder sonntags kompetent beraten und bedient zu werden. Mit einer Beratung im direkten Gespräch können die Apothekerinnen und Apotheker ihren Kunden Ratschläge geben, welche nicht-verschreibungspflichtigen Medikamente als Mittel gegen ihre Beschwerden angebracht sein können. Und sie können im persönlichen Kontakt den Kundinnen und Kunden wichtige Hinweise geben, beispielsweise hinsichtlich der korrekten Arzneimitteldosierung oder zu möglichen Wechselwirkungen zwischen Medikamenten.

Ich stehe bei Bedarf grundsätzlich und gerne für persönliche Gespräche zu aktuellen, für Apotheken bedeutsamen politischen Entwicklungen zu Verfügung. Das gibt mir Gelegenheit, Pro und Contra abzuwägen und mir einen Gesamteindruck zu verschaffen, der dann Basis für die weiteren politischen Entscheidungen ist. So habe ich mich beispielsweise im Zusammenhang mit dem diskutierten Versandverbot verschreibungspflichtiger Arzneimittel vor einigen Monaten mit der Iserlohner Kreisvertrauensapothekerin Silvia Wulf getroffen, um mich mit ihr über diesbezügliche Positionen und Hinweise unserer heimischen Apotheken auszutauschen."

3. Nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs soll die Preisbindung verschreibungspflichtiger Medikamente für ausländische Versender anders als für deutsche Apotheken nicht gelten. Das gefährdet die örtlichen Apotheken existenziell. Wie stehen Sie zu dem Vorhaben, den Versand verschreibungspflichtiger Arzneimittel deshalb gesetzlich zu verbieten?

"Ich halte die derzeit funktionierenden Versorgungsstrukturen durch Apotheken vor Ort für absolut erhaltenswert. Im Rahmen des politischen Prozesses habe ich mich entsprechend für systemerhaltende Lösungen eingesetzt. In den vergangenen Monaten gab es im Anschluss an die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs vom 19.10.2016 politische Verhandlungen, wie der Arzneimittelhandel in Deutschland zukünftig geregelt werden soll – bislang ohne abschließendes Ergebnis. Da wir inzwischen am Ende der Wahlperiode angelangt sind, wird nach der Bundestagswahl am 24.09.2017 ein neu zusammen gesetzter Bundestag entscheiden, wie er sich weiter zu dem Thema positioniert.

In den bisherigen Verhandlungen über die Gestaltung des Arzneimittelhandels hat die SPD daran fest gehalten, dass es kein generelles Verbot des Versandhandels mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln geben soll. Der Versandhandel muss im 21. Jahrhundert als zusätzlicher Vertriebsweg für die Patienten erhalten bleiben. Insbesondere in strukturschwachen Regionen und für in ihrer Mobilität eingeschränkte Patientinnen und Patienten stellt der Versandhandel eine sinnvolle Ergänzung zu Präsenzapotheken dar. Außerdem würde ein allgemeines Verbot auch deutsche Versandhändler einschränken, die sich zum Beispiel auf die Spezialmedikation von Patienten mit schweren Erkrankungen, wie etwa Mukoviszidose, HIV oder Parkinson, fokussiert haben. Damit wäre die Medikamenten-Versorgung dieser schwerkranken Patientinnen und Patienten gefährdet. Wir wollen eine europarechtskonforme, patientenorientierte Lösung. Aber: Diese muss die Apotheken vor Ort stärken und darf den deutschen Versandhandel nicht benachteiligen. Auch sind die Beratungsleistungen sowie die Nacht- und Notdienste wichtige Angebote der Präsenzapotheken, die wir ausdrücklich wertschätzen und zukünftig stärker honorieren beziehungsweise besser vergüten wollen."

Steckbrief: Dagmar Freitag (SPD)

Geboren 1953 in Letmathe (jetzt Iserlohn), Lehrerin in Schwerte.

Seit 1975 Mitglied der SPD, 1989-1999 kommunalpolitisches Engagement in Iserlohn. Seit 1994 Mitglied des Deutschen Bundestags. Seit 2009 Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag sowie stellv. Außenpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion. Seit 2016 Vorsitzende der Parlamentariergruppe USA.

 

Weitere Infos unter: www.dagmar-freitag.de

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