23.08.2017
Apotheken-Wahlcheck 2017

Wahlcheck: Christian Kißler (DIE LINKE)

Märkischer Kreis. Wie stehen die Bundestagskandidaten der Wahlkreise in Westfalen-Lippe zu aktuellen Apotheken-Themen? Der AVWL hat ihnen auf den Zahn gefühlt. Diesmal: Christian Kißler, DIE LINKE, für den Wahlkreis Märkischer Kreis II.


1. Was fällt Ihnen spontan ein, wenn Sie „Apotheke“ hören oder lesen?

"Beim Begriff 'Apotheke' denke ich zunächst an die Apotheke vor Ort. In Apotheken arbeiten Menschen, die mir bei Krankheit und/oder gesundheitlichen Fragen mit Rat und Tat kompetent zur Seite stehen. Dabei finde ich es immer wieder schön, dass sich hier auch heute noch viel Zeit für die Fragen und Anliegen der Kundinnen und Kunden genommen wird. Dies hebt Apotheken positiv vom reinen Onlinehandel ab."

2. Welche Rolle spielt für Sie die Apotheke vor Ort für die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung?

"Die Apotheke vor Ort ist wichtig und durch einen reinen Onlinehandel nicht zu ersetzen. Die PIAAC-Studie (Ausgeschrieben: Programme for the International Assessment of Adult Competencies) aus dem Jahr 2012 konnte für Deutschland und ebenso für die meisten anderen OECD-Staaten nachweisen, dass viele Personen Schwierigkeiten im Umgang mit schriftlichen Medien haben - insbesondere dann, wenn die schriftlichen Informationen zunehmend komplex werden.

Die Ergebnisse der PIAAC-Studie ("PISA für Erwachsene") weisen darauf hin, dass die verbale face-to-face Beratung eine wichtige Ergänzung zur rein schriftlichen Belehrung über Risiken, Nebenwirkungen, Anwendung etc. darstellt. Der Onlinehandel an sich und die für diese Art der Interaktion typische Kommunikation über Schriftsprache kann für viele und insbesondere für ältere Bürgerinnen und Bürger mit zahlreichen Barrieren verbunden sein. Barrieren können in der Form auftreten, dass eine Person beispielsweise a) über keinen Internetzugang verfügt und/oder b) sich im Internet noch nicht heimisch fühlt und daher Probleme mit dem Bestellvorgang im Internet hat und/oder c) aufgrund ihres Alters mit visuellen oder kognitiven/demenziellen Einschränkungen zu leben hat, welche das Leseverstehen erschweren und/oder d) notwendige Informationen zur Einnahme eines Medikamentes nicht ausreichend beachtet, wenn diese nur schriftlich dargeboten werden. Außerdem stellen der Kontakt und die Interaktion mit anderen Menschen einen wichtigen Bestandteil einer guten Lebensqualität dar.

Entsprechend dieser Argumentation ist die Erhaltung der Apotheken vor Ort zwingend notwendig, um die Gesundheitsversorgung aller Bürgerinnen und Bürger zu gewährleisten.

3. Nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs soll die Preisbindung verschreibungspflichtiger Medikamente für ausländische Versender anders als für deutsche Apotheken nicht gelten. Das gefährdet die örtlichen Apotheken existenziell. Wie stehen Sie zu dem Vorhaben, den Versand verschreibungspflichtiger Arzneimittel deshalb gesetzlich zu verbieten?

"Wie bereits beschrieben wurde, ist es zwingend notwendig, die örtlichen Apotheken zu schützen und zu erhalten. Dies gilt nicht nur für große und belebte Städte, sondern auch für den ländlichen Raum und benachteiligte Regionen. Wir wollen den heilberuflichen Charakter des Apothekerberufs stärken. Außerdem setzen wir uns dafür ein, dass alle Patientinnen und Patienten mit sicheren und wirksamen Arzneimitteln versorgt werden - unabhängig von ihrem Einkommen und ihrer Erkrankung. Einkommen und Vermögen dürfen nicht über die individuelle Gesundheitsversorgung entscheiden. Daher ist eine Krankenversicherung notwendig, in die jede Person entsprechend ihres Gesamteinkommens ohne Obergrenze einzahlt.

Dadurch können die Beitragssätze gesenkt werden und Zuzahlungen jeglicher Art sind nicht mehr notwendig. Die Qualität der Gesundheitsversorgung steigt also für alle. Den Versandhandel mit Arzneimitteln wollen wir so weit wie möglich begrenzen und damit die persönliche Beratung und die wohnortnahe Versorgung sichern. Die PIAAC Studie zeigt, dass dies auch zwingend erforderlich ist. Wichtig ist es aber auch, dass Personen, die das eigene Heim aufgrund ihrer Einschränkungen nicht mehr oder nur sehr eingeschränkt verlassen können, ebenfalls mit Medikamenten versorgt werden. Daher bieten auch viele örtliche Apotheken einen Lieferservice in einem begrenzten Radius um die Apotheke herum an. Diese spezielle Art des Lieferservices muss erhalten bleiben, um die Gesundheitsversorgung aller Bürgerinnen und Bürger zu gewährleisten. Bis auf solche speziellen Ausnahmen gilt es aber, den Versand von Arzneimitteln gesetzlich zu verbieten bzw. einzuschränken, um die örtlichen Apotheken nicht existenziell zu gefährden."

Steckbrief: Christian Kißler (DIE LINKE)

Geboren 1991, wohnhaft in Iserlohn. Biologie- Erziehungswissenschaft- und eEducation-Studium an der Ruhr-Unviersität Bochum und der FernUniversität Hagen. Freiberuflicher Dozent und Betreiber von "Kostenlose Nachhilfe", des lt. eigenen Angaben größten erziehungswissenschaftlichen YouTube-Kanals in Deutschland.

Sprecher des Stadtverbandes DIE LINKE Iserlohn, Mitglied des Kreisvorstandes DIE LINKE Märkischer Kreis.

 

Weitere Infos unter: www.dielinke-iserlohn.de und www.christian-kissler.de

zur Übersicht

Kontakt

Apothekerverband Westfalen-Lippe e.V.
Willy-Brandt-Weg 11
48155 Münster

Telefon: 0251 539380
Telefax: 0251 5393813
E-Mail: apothekerverband@avwl.de

Montag bis Freitag:
8:30 bis 13:00 und 14:00 bis 16:00 Uhr

Ihr Feedback

Schreiben Sie uns!