Warendorf. Wie stehen die Bundestagskandidaten der Wahlkreise in Westfalen-Lippe zu aktuellen Apotheken-Themen? Der AVWL hat ihnen auf den Zahn gefühlt. Diesmal: Bernhard Daldrup, SPD, für den Wahlkreis Warendorf.

1. Was fällt Ihnen spontan ein, wenn Sie „Apotheke“ hören oder lesen?

"Bei Apotheke denke ich an Gesundheitsförderung, kompetente Beratung über Arzneimittel, aber auch Einkäufe für die eigene Hausapotheke oder für die Urlaubsreise wie Sonnencreme und Kosmetikprodukte. Vor Augen habe ich sofort das auffällige, eindeutige Apothekensymbol, das rote Apotheken A, mit dem man Apotheken von weitem erkennt."

2. Welche Rolle spielt für Sie die Apotheke vor Ort für die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung?

"Apotheken sind ein integraler Teil des Gesundheitssystems und die Apotheken vor Ort stellen die bevölkerungsnahe Versorgung mit Medikamenten sowie lebenswichtigen Impfstoffen sicher. Außerdem übernehmen Apotheker die wichtige Aufgabe der Beratung und Bereitstellung von Information für Kunden, weisen auf Dosierung und Verträglichkeiten hin, und überprüfen, ob unterschiedliche Medikamente in Kombination genommen werden können."

3. Nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs soll die Preisbindung verschreibungspflichtiger Medikamente für ausländische Versender anders als für deutsche Apotheken nicht gelten. Das gefährdet die örtlichen Apotheken existenziell. Wie stehen Sie zu dem Vorhaben, den Versand verschreibungspflichtiger Arzneimittel deshalb gesetzlich zu verbieten?

"Seit dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs besteht dringender Handlungsbedarf, um einen Wettbewerbsnachteil für deutsche Apotheken zu verhindern. Leider hat Gesundheitsminister Gröhe keinen konsensfähigen Vorschlag in der laufenden Legislaturperiode vorgelegt. Inländische Apotheken dürfen nicht benachteiligt werden und die flächendeckende, wohnortnahe und gleichmäßige Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln muss dauerhaft sichergestellt werden. Außerdem sind die Beratungsleistungen sowie die Nacht- und Notdienste wichtige und unverzichtbare Angebote der Apotheken vor Ort.

Trotzdem glaube ich nicht, dass ein gesetzliches Verbot des Versandes verschreibungspflichtiger Arzneimittel zielführend oder auch nur auf Dauer durchzuhalten ist. Wir müssen diese Vertriebswege gestalten, verbieten ist im digitalen Zeitalter keine dauerhafte Lösung. Der Versandhandel muss im 21. Jahrhundert als zusätzlicher Vertriebsweg für die Patienten erhalten bleiben. Eine generelle Gefährdung örtlicher Apotheken wird zwar behauptet, diese liegt aber viel mehr an allgemeinen Ursachen, wie beispielsweise den massiven Bevölkerungsverlusten und dem demografischen Wandel in einigen ländlichen Gebieten. In meiner Heimatregion treffen diese Bedingungen nicht zu. Insbesondere in strukturschwachen Regionen und für mobilitätseingeschränkte Patientinnen und Patienten kann der Versandhandel eine sinnvolle Ergänzung zu Präsenzapotheken darstellen. Ein allgemeines Verbot würde auch deutsche Versandapotheken einschränken, die sich oftmals auf die Spezialmedikation von Patienten mit schweren Erkrankungen fokussiert haben. Damit wäre die Versorgung dieser Schwerkranken gefährdet.

Die SPD will eine europarechtskonforme, patientenorientierte Lösung, die die Apotheken vor Ort stärkt und den deutschen Versandhandel nicht benachteiligt. Die Beratungsleistungen sowie die Nacht- und Notdienste sind wichtige Angebote der Apotheke vor Ort, die wir wertschätzen und stärker honorieren beziehungsweise besser vergüten wollen."