18.09.2017
Apotheken-Wahlcheck 2017

Wahlcheck: Andrea Swoboda (Bündnis 90/Die Grünen)

Bottrop/Recklinghausen. Wie stehen die Bundestagskandidaten der Wahlkreise in Westfalen-Lippe zu aktuellen Apotheken-Themen? Der AVWL hat ihnen auf den Zahn gefühlt. Diesmal: Andrea Swoboda, Bündnis 90/Die Grünen, für den Wahlkreis Bottrop - Recklinghausen III.


1. Was fällt Ihnen spontan ein, wenn Sie „Apotheke“ hören oder lesen?

"Der Begriff Apotheke ist für mich ein grundsätzlich positiv besetzter. Sie sorgen für mich und meine Familie durch die Arzneimittelversorgung, zu jeder Tages- und Nachtzeit und an vielen Orten. Sie sind ein wichtiger Baustein einer guten und bedarfsgerechten gesundheitlichen Versorgung. Die pharmazeutische Beratung ergänzt wunderbar das Gespräch und die Diagnose der Ärzte.

Doch leider ist das Wort Apotheker gerade in meiner Heimatstadt Bottrop in den letzten Monaten ein trauriges Reizwort geworden, das zu fassungslosem Entsetzen und Unverständnis sorgt. Doch gerade daran erkennt man, wieviel Vertrauen und selbstverständliche Zuversicht gerade hier traditionsgemäß den Menschen entgegengebracht wird, auf deren Hilfe wir angewiesen sind. Umso schmerzhafter und entsetzlicher ist dieser Vertrauensbruch und diese fassungslose Geldgier auf Kosten der kranken Menschen, die um ihr Leben bangen. Die Forderung nach einer Optimierung der Apothekenaufsicht wird laut und ist vor diesem Hintergrund verständlich."

2. Welche Rolle spielt für Sie die Apotheke vor Ort für die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung?

"Die Apotheke vor Ort hat aus unserer Sicht eine zentrale Funktion für eine bedarfsgerechte und qualitativ hochwertige Arzneimittelversorgung. Wir werden daher die Benachteiligung inländischer Apotheken gegenüber ausländischen Versandapotheken beenden. Zudem wollen wir die Bedeutung der Beratungsleistung in der Vergütung der Apotheken stärken. Um auch künftig in ländlichen Regionen eine gute Versorgung zu erhalten, werden wir einen Sicherstellungszuschlag einführen, der vergleichbar mit der Notdienstversorgung aus einem umlagefinanzierten Fonds gespeist wird. Darüber hinaus werden wir die Rahmenbedingungen für den Apothekenbetrieb so verändern, dass flexiblere Versorgungsangebote gerade auf dem Lande möglich werden."

3. Nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs soll die Preisbindung verschreibungspflichtiger Medikamente für ausländische Versender anders als für deutsche Apotheken nicht gelten. Das gefährdet die örtlichen Apotheken existenziell. Wie stehen Sie zu dem Vorhaben, den Versand verschreibungspflichtiger Arzneimittel deshalb gesetzlich zu verbieten?

"Aus unserer Sicht ist ein Verbot des Versandhandels europa- und verfassungsrechtlich nicht umsetzbar. Statt die Benachteiligung inländischer Apotheken gegenüber ausländischen Versandapotheken unverzüglich zu beenden, würde durch ein Verbot wertvolle Zeit vertan, denn am Ende hätte ein solches Verbot keinen Bestand. In der Zwischenzeit wären inländische Apotheken wegen der bestehenden inländischen Preisbindung dem Preisdruck ausländischer Versandapotheken ungeschützt ausgesetzt. Das könnte viele Arbeitsplätze in den Apotheken kosten. Wir halten daher den von uns vorgeschlagenen Weg eines Höchstpreissystems neben weiteren Maßnahmen für den richtigen Ansatz, um die Arzneimittelversorgung in Deutschland zu sichern."

Steckbrief: Andrea Swoboda (Bündnis 90/Die Grünen)

Jahrgang 1968, verheiratet, zwei Söhne. Studium der Germanistik, Geschichte und Politik in Essen. Tätigkeit als Angestellte im Einzelhandel in Bottrop.

Seit 2002 Mitglied der Grünen, seit 2004 Ratsfrau und Fraktionsvorsitzende im Rat der Stadt Bottrop mit den Schwerpunkten Wirtschaft und Finanzen.

 

 

Weitere Infos unter: www.gruene-bottrop.de

 

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