Münster, 11.06.2021
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Wenn die Milch Schmerzen macht

Immer häufiger werden die Apotheken vor Ort von Patienten aufgesucht, die nach dem Verzehr bestimmter Lebensmittel Beschwerden haben. Bei den Betroffenen bestehen meist viele Informationsdefizite und Unsicherheiten. Wie die Apothekenteams in diesen Fällen beraten und helfen können, das erklärt Matthias Bauer im Live-Online-Seminar der AVWL-Akademie. 

Ist in den Apotheken vor Ort ein steigender Beratungsbedarf der Patienten festzustellen?
Matthias Bauer: Ja. Das liegt aber nur zum kleineren Teil daran, dass die Zahl der diagnostizierten Lebensmittelallergien zugenommen hat. Nur etwa drei bis vier Prozent der Bundesbürger leiden tat-sächlich an einer Lebensmittelallergie. Aber 20 bis 30 Prozent der Menschen glauben Befragungen zufolge, dass sie eine solche haben. Grund der vermehrten Nachfragen in den Apotheken ist also vor allem, dass die Angst und Unsicherheit der Patienten gestiegen ist, auch aufgrund von Werbung und Berichterstattung in den Medien. Zugleich ist die Unwissenheit der Kunden groß. Das kann auch problematische Folgen haben.

Welche denn?
Patienten meiden wichtige Nahrungsmittel, zum Beispiel Obst. Oder Patienten nehmen Arzneimittel nicht ein, weil sie auf der Packungsbeilage gelesen haben, dass Laktose in den Tabletten enthalten ist. Dabei ist die Laktose-Menge in den meisten Medikamenten so gering, dass die Einnahme vollkommen unproblematisch ist. Wenn Kunden nach der Einnahme Nebenwirkungen verspüren, handelt es sich wohl eher um einen Nocebo-Effekt. Darüber müssen Apothekenmitarbeiter die Patienten aufklären, informieren, sie beraten und ihnen Ängste nehmen. Eine Laktoseintoleranz ist im Übrigen keine Lebensmittelallergie, sondern eine Unverträglichkeit. 

Warum ist es wichtig, diesen Unterschied zu kennen?
Bei einer Unverträglichkeit zum Beispiel besteht kein Risiko eines anaphylaktischen Schocks. Dennoch können die Folgen solcher Intoleranzen für die Betroffenen sehr belastend sein. Die Diagnose ist schwierig. Im Seminar gehe ich zum einen auf die Unterschiede zwischen Lebensmittelallergien und -unverträglichkeiten ein. Zum anderen erkläre ich, wie Apothekenteams Kunden beraten und welche Unterstützung sie den Patienten anbieten können. Ich erkläre, welche Präparate etwa bei Unverträglichkeiten Beschwerden lindern. Und wie Apotheker und PTA Betroffene unterstützen können, die Ursachen unklarer Beschwerden herauszufinden, zum Beispiel indem sie ein Ernährungstagebuch führen. Zudem gebe ich Tipps, wo weiterführende, zuverlässige und seriöse Informationen im Internet zu finden sind – auch, um diese Kunden weiterzugeben.

Macht sich denn der Aufwand einer solchen Beratung für die Apotheken bezahlt?
Ja – selbst wenn sie für diese Beratung keine Vergütung bekommen. Aber die Beratung ist ein wichtiges Instrument der Kundenbindung. Wenn die Kunden erfahren, dass sie in den Apotheken ernst genommen und seriös beraten werden, dann kommen sie wieder. Die Beratung und Spezialisierung ist übrigens auch ein Instrument der Mitarbeiterbindung und –gewinnung. So können Inhaber ihren Teams ein zusätzliches, interessantes und spannendes Aufgabefeld bieten. Das ist in Zeiten des Fachkräftemangels ein wichtiger Standortfaktor.

Beratungsempfehlungen bei Lebensmittelallergien und –intoleranzen, Live-Online-Seminar am 21.06.2021 von 19 bis 20.30 Uhr, Referent: Matthias Bauer, Fachapotheker für theoretische und praktische Ausbildung, Leiter der PTA-Fachschule Siegen. 

Weitere Informationen im Mitgliederbereich unter Fortbildungen>Live-Online-Seminare. Direkt zur Anmeldung geht es hier.

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