Iserlohn/Münster 23.02.2023
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„Nichts verkomplizieren, einfach machen“

Einfach machen – aber Schritt für Schritt. So geht Dr. Till Ossenkop, Inhaber zweier Apotheken in Iserlohn und Vorsitzender der Bezirksgruppe Märkischer Kreis Nord im Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL), an das Impfen heran. Mit Covid-Impfungen ist er vor einem Jahr gestartet – ab dem Herbst impfen er und sein Team auch gegen Grippe. Wie er sich vorbereitet und was es zu bedenken gibt, erklärt er im Interview.

Einfach machen – aber Schritt für Schritt. So geht Dr. Till Ossenkop, Inhaber zweier Apotheken in Iserlohn und Vorsitzender der Bezirksgruppe Märkischer Kreis Nord im Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL), an das Impfen heran. Mit Covid-Impfungen ist er vor einem Jahr gestartet – ab dem Herbst impfen er und sein Team auch gegen Grippe. Wie er sich vorbereitet und was es zu bedenken gibt, erklärt er im Interview.

Seit wann impfen Sie?
Dr. Till Ossenkop: Wir impfen seit Februar 2022 gegen Covid, seitdem es den Apotheken vor Ort möglich ist. Ich hätte gern schon früher damit begonnen, um einen Beitrag zur Pandemiebekämpfung zu leisten, als im Herbst 2021 die Infektionszahlen wieder in die Höhe schnellten. Denn damals war der Bedarf der Bevölkerung sehr hoch und auch die Nachfrage bei uns, nachdem sich abzeichnete, dass die Apotheken bald impfen dürfen. Doch bis alle Fragen durch den Gesetzgeber und die Akteure der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen geklärt waren, hat es mal wieder lange gedauert.

Schneller als erwartet sind hingegen Grippeimpfungen in Apotheken zu Leistungen der Regelversorgung geworden. Impfen Sie auch gegen Grippe?
Bislang noch nicht. Wir wollten und hatten alles vorbereitet, aber in der vergangenen Saison waren die Personalengpässe in den Apotheken vor Ort einfach zu groß. Auch noch Grippeimpfungen anzubieten, war in meinen Apotheken schlicht nicht darstellbar.

Aber in der kommenden Saison sind Sie dabei?
Ja. Die Personalsituation hat sich bei uns wieder deutlich entspannt. Wir lassen nun weitere approbierte Mitarbeiter schulen, denn wir haben sehr gute Erfahrungen mit den Covid-Impfungen gemacht. Die Reaktionen der Ärzte sind in der Regel positiv gewesen: Sie haben unser Impfangebot als Entlastung für ihre Praxen gesehen. Ich habe allerdings mit den Impfungen zunächst in meiner Filiale begonnen, die nicht in unmittelbarer Nähe zu Arztpraxen liegt. Wir bieten Impftermine zudem nur außerhalb der ärztlichen Sprechstundenzeiten an, also am Samstag sowie am Freitag- und Grippeimpfungen künftig auch am Mittwochnachmittag an. Manchen Patienten haben wir dann von der Apotheke weiter zur Arztpraxis geschickt, weil wir beim Blick in den Impfpass entdeckt haben, dass Impfungen aufgefrischt werden müssen, die nur in der Arztpraxis durchgeführt werden dürfen.

Wie informieren Sie die Kunden über das Impfangebot?
Über Social Media, E-Plakate im Schaufenster, die direkte Ansprache und unsere Homepage, wo Interessierte ganz einfach einen freien Termin buchen konnten. Ganz wichtig ist dabei: Wenn man ein Zeitfenster für die Impfungen ankündigt, dann muss man dieses zumindest anfangs auch für die Patienten offenhalten. Wenn ich also freitags von 16 bis 18 Uhr Termine anbiete, dann darf ich nicht um 17 Uhr den Service einstellen, nachdem der letzte angemeldete Patient dagewesen ist. Denn möglicherweise kommt um 17.30 Uhr noch ein weiterer Kunde, für den ratsam ist, sich impfen zu lassen. Gerade zum Start muss ich den Vorzug des niedrigschwelligen Angebots für die Menschen erlebbar machen. Da muss ich anfänglich auch einmal Leerlauf in Kauf nehmen.

Welche Tipps haben Sie noch für Apotheken, die bisher zögern, Impfungen anzubieten?
Nur keine Hemmungen haben. Wer an den Schulungen der Apothekerkammer Westfalen-Lippe teilgenommen hat, ist gut vorbereitet. Ich habe mich im Anschluss daran sehr sicher gefühlt und hatte keine Bedenken mehr. Auch alle Fragen der Aufsichtsbehörden bezüglich Räumlichkeiten und Ausstattung habe ich irgendwie klären können. Selbst das Problem der geforderten Liege ist mittlerweile gelöst. Man kann sich Stück für Stück für Stück an die Leistung herantasten. Natürlich sollte man sich für alle höchst unwahrscheinlichen Eventualitäten absichern und klären, dass die Impfungen durch die Berufshaftpflicht abgedeckt sind – aber man darf auch nichts verkomplizieren, sondern muss einfach machen. 

Wie kalkulieren Sie denn in der ersten Saison Ihren Bedarf an Grippeimpfdosen?
Ich überlege, wie viele Impfungen mein Team pro Nachmittag bzw. pro Zeitfenster durchführen kann, multipliziere dies mit der Zahl der Angebotstage pro Woche und der Zahl der Impfwochen, wobei ich davon ausgehe, dass die Saison etwa acht Wochen dauert.

Und warum sollten Apotheken impfen – lohnt sich das?
Es lohnt sich, weil die Apotheken vor Ort so Kunden binden, vor allem jedoch, weil sie gegenüber Politik und Öffentlichkeit den Nutzwert herausstellen, den die Apotheken vor Ort für die Gesundheitsversorgung der Menschen und die Prävention haben. Wir haben hier die Chance, ein weiteres Mal zu zeigen, was die Apotheken vor Ort alles leisten können und wie das enorme Potenzial dieser bundesweit 18.000 dezentralen Anlaufstationen in Gesundheitsfragen zu nutzen ist. 
 

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