Münster 13.12.2022
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Faszination Apotheke

Apotheke? Kannte Helene Wolf nur vordergründig, wie die meisten anderen Patienten auch. Aber im Januar 2022, als Gaststätten und Einzelhandel geschlossen waren und damit die üblichen Jobs wegfielen, suchte die Jura-Studentin einen anderen Arbeitsplatz - und fand ihn in der Teststelle der Jahreszeiten-Apotheke in Münster. Von Januar bis August war sie dort im Einsatz, teils 50 Stunden pro Woche. Sie bereitete Testungen vor, nahm Abstriche, beantwortete unzählige Fragen der Kunden und meldete positive Ergebnisse an Gesundheitsamt und Land – anfangs noch per Hand, weil es keine Schnittstelle zu den Behörden gab. So lernte sie auch die Hintergründe der Apotheke kennen und war so fasziniert davon, dass sie ihre Erfahrung teilen wollte. Als stellvertretende Vorsitzende der Jungen Union, Kreisverband Münster, hat sie daher nun für die Parteijugend eine Führung durch die Jahreszeiten-Apotheke in Münster organisiert.

Am Samstagmorgen

An einem Samstagmorgen im Dezember, wenn manch anderer Student sich noch vom Freitagabend erholen muss, haben sich 20 junge Leute von Inhaber Jan Harbecke das System Apotheke vor Ort erklären lassen. Keine Pharmazeuten, sondern Azubis, Schüler, Studenten, Juristen, Wirtschaftswissenschaftler, Mediziner. Sie haben eine Apotheke kennengelernt, die komplett digitalisiert ist, mit Lagerautomat, mit 14 verschiedenen Softwares und ganz ohne Papier und Aktenordner. E-Rezepte sind hier bereits im Alltag angekommen. Doch zu diesem Alltag gehört ebenso das Management von Lieferengpässen, das den Apotheken nicht vergütet wird. Ferner eine Honorierung, die seit neun Jahren trotz Inflation und Kostenexplosion nicht mehr angepasst worden ist. Sowie der Fachkräftemangel, der sich auch mit der Digitalisierung nicht wettmachen lässt. Jan Harbecke erzählt, welche bürokratischen Nachweise er für das Präqualifizierungsverfahren erbringen muss,  um Patienten zum Beispiel mit Inkontinenzprodukten versorgen zu können. Er rechnet vor, welche Summen ein Apotheker aufbringen muss, um den Wareneinsatz vorzufinanzieren. Und er macht deutlich, welches unternehmerische Risiko er eingeht, weil die Kassen am Ende diese Kosten manchmal gar nicht erstatten. Er diskutiert mit den jungen Leute über den Zwiespalt, in dem die Apotheken im Falle einer Cannabis-Legalisierung stecken und erörtert mit ihnen die Risiken, wenn viele Arzneimittel und Wirkstoffe in China produziert werden.

Allrounder

„In meiner Zeit in der Apotheke hat mich am meisten beeindruckt, wie viel zu dieser Tätigkeit dazugehört“, erklärt die 24-jährige Helene Wolf, warum sie unbedingt wollte, dass die anderen JU-Mitglieder diesen Arbeitsplatz kennenlernen. „Bei der Arbeit im Testzentrum habe ich erfahren, wie herausfordernd der Kontakt mit Patienten sein kann, die oftmals verunsichert sind, Fragen haben und sich vielfach nicht gut fühlen.“ Durch die Meldungen der Testergebnisse an die Behörden habe sie auch viel vom Backoffice mitbekommen – auch, wie viel Software-Knowhow in einer Apotheke benötigt werde. „Ich finde es sehr beeindruckend, dass Apotheker, pharmazeutisch-technische Assistenten und Kaufleute zusätzlich zu ihrem Fachwissen auch Experten im Umgang mit der IT sein müssen. Obendrein managen sie alle betriebswirtschaftlichen und organisatorischen Abläufe – und sind empathische Ansprechpartner für die Patienten“, schildert Helene Wolf ihre Faszination.

Ein Funke, der an diesem Vormittag innerhalb von zweieinhalb Stunden auf die anderen Teilnehmer überzuspringen scheint. „Es ist beeindruckend, wie digital und agil die Apotheken vor Ort sind“, zieht der münsterische JU-Vorsitzende Hagen Blöcher, ein Volkswirtschaftler, am Ende des Besuches Bilanz. „Und zugleich ist es erschreckend, wie viel bürokratische Aufwände sie haben und welche gesundheitspolitischen Problemfelder sich hierzulande auftun.“    
 

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