Dortmund/Münster 02.06.2020
Aktuelles

Eine VideoBruecke, die aus der Einsamkeit führt

Zwei Monate kein Treffen mehr; die Feier zum 90. Geburtstag hat ausfallen müssen. Dann endlich hat Herwart Heuner seine Mutter besuchen können – per Videotelefonat. „Wir sind so glücklich, dass wir uns wiedersehen konnten“, sagt er. Denn im Dortmunder Hüttenhospital, in dem seine Mutter behandelt worden ist, gilt nach wie vor das Besuchsverbot. Alles andere wäre in dem Zentrum für Altersmedizin zu riskant. In vielen anderen Kliniken und Pflegeheimen sind Besuche in Corona-Zeiten nach wie vor nur sehr eingeschränkt möglich. Das ist für Bewohner und ihre Angehörigen eine enorme Belastung. Hilfe will im Ruhrgebiet und Westfalen-Lippe die Projektinitiative „VideoBruecke“ leisten, ein Zusammenschluss verschiedener Akteure im Gesundheitswesen. 

Ziel ist es, Pflegebedürftige, Familien und Freunde über eine Video-Brücke wieder zusammenzubringen und ihnen zu ermöglichen, miteinander zu reden und einander zu sehen. Das Dortmunder Hüttenhospital ist eine der ersten Einrichtungen, an denen die VideoBruecke gestartet ist.

Doch nicht nur für Partner, Kinder und Enkel, Freunde ist die Videobrücke eine enorme Erleichterung, sondern auch für Pflegekräfte: „Für uns Mitarbeiter ist es eine Freude zu erleben, wie glücklich die Patienten sind, wenn sie ihre Familie sehen“, sagt Miriam Koch vom Dortmunder Hüttenhospital. Man tue zwar alles, um während des Besuchsverbots das Bedürfnis nach Gesprächen und Nähe zu stillen, aber der Arbeitsalltag der Pflegkräfte sei nun einmal sehr eng getaktet und die Familie und gute Freunde könne man nicht ersetzen, fügt sie hinzu. Die Einsamkeit, die die Senioren dennoch verspüren, hat Folgen für deren körperliche und seelische Gesundheit – auch für diejenigen Angehörigen, die ohne den Partner zu Hause isoliert sind.

Mit einem Klick zu bedienen
Wie das Hüttenhospital will die Projektinitiative VideoBruecke nun auch interessierte Seniorenheime und Pflegeeinrichtungen im Ruhrgebiet und Westfalen-Lippe unterstützt von Sponsoren mit einem Tablet ausstatten, soweit keine eigenen Geräte verfügbar sind. Zudem bietet das Konsortium eine ganz einfach zu bedienende Software, von der VIVAI Software AG in Dortmund entwickelt, zunächst kostenlos an, ebenso wie die dazugehörigen Services. „Uns war ganz wichtig, dass der Pflegeprozess nicht gestört wird. Die Pflegenden müssen lediglich dafür sorgen, dass die Bewohner zu einem vereinbarten Termin mit dem Tablet ausgestattet sind“, versichert Thomas Horster-Möller, Mitglied der Projektinitiative und Vorstand der VIVAI Software AG.

Die Terminkoordination wiederum übernehmen Kontaktstellen außerhalb der Pflegeheime: Quartiersmanager oder Apotheken vor Ort. Angehörige haben zwei Möglichkeiten, mit den Bewohnerinnen und Bewohnern in Kontakt zu treten: Wenn sie selbst ein Tablet oder Smartphone besitzen, können sie über die Kontaktstelle einen Besuchstermin buchen. Wenn sie nicht über ein Gerät verfügen, können sie zur Kontaktstelle gehen und von dort zu einem ausgemachten Termin per Videochat mit der Bewohnerin oder dem Bewohner kommunizieren. 

Das Projekt bietet nachhaltigen Nutzen: Auch nach der Krise können VideoBruecken den Angehörigen, die nicht mehr mobil sind oder weit entfernt leben, ermöglichen, den Kontakt aufrecht zu erhalten. VideoBruecken können in Zukunft auch lokale Ereignisse wie Messen und Feste etc. ins Seniorenheim übertragen.

Mitglieder der Projektinitiative sind die VIVAI Software AG (VIVAIcare), das Institut Arbeit und Technik (IAT), der Geriatrieverbund Dortmund, die Gesundheitsregion EUREGIO e. V., das Projekt DigiQuartier des Kreises Recklinghausen, das Hüttenhospital in Dortmund, die Allesgut Apotheke (Steinfurt und Bentheim) sowie der Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL).

Helfer und Sponsoren gesucht
„Einrichtungen, die gern eine VideoBruecke für ihre Bewohner errichten möchten, können sich gern bei uns melden“, so Professor Josef Hilbert, ehemaliger Geschäftsführender Direktor des Instituts  Arbeit und Technik und Initiator der VideoBruecke. „Wir suchen auch nun noch weitere Institutionen, Ehrenamtliche und Apotheken in Westfalen-Lippe, die bereit sind, die Aufgabe als Kontaktstelle zu übernehmen“, fügt er hinzu. 

„Wir brauchen aber auch Sponsoren, die das Projekt unterstützen, sodass wir Tablets für Pflegeheime anschaffen und gegebenenfalls die Kosten einer SIM-Karte getragen werden können“, so Professor Hilbert.

  • Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an: Angelika Koopmann, Institut Arbeit und Technik, Tel. 0209/1707138, E-Mail: koopmann@iat.eu 
     
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Willy-Brandt-Weg 11
48155 Münster

Telefon: 0251 539380
Telefax: 0251 5393813
E-Mail: apothekerverband@avwl.de

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