Unna/Münster 11.03.2024
Aktuelles

Arzneimittel für Schmerzpatienten und Sterbenskranke knapp

Es sind wieder mehr Arzneimittel für Kinder verfügbar, will eine Arbeitsgruppe des Bundesgesundheitsministeriums herausgefunden haben. Eine Feststellung, die Sarah Doll, Vorsitzende der Bezirksgruppe Unna im Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL), nicht recht teilen kann. Vor allem aber warnt sie: „Lieferengpässe gibt es nicht nur bei Kinderarzneimitteln, sondern auch bei Medikamenten für Erwachsene – mit ebenso dramatischen Folgen für die Betroffenen. Aktuell sind beispielsweise einige opioidhaltige Mittel, mit denen Schmerz- und Palliativpatienten behandelt werden, massiv von Engpässen betroffen.“ Dies sei insbesondere bei der Versorgung von Patienten in Pflegeheimen ein Problem. Besonders niedrig dosierte Präparate fehlten. Die Folge sei, dass häufig unnötig höher dosiert werden müsse und damit das Risiko von unerwünschten Nebenwirkungen steige.

In den Apotheken vor Ort würden die Beschäftigten zumeist Lösungen für die Patienten finden, beruhigt Sarah Doll. Sie warnt aber auch: „Aufgrund der bisherigen Erfahrungen mit den Lieferengpässen wissen wir, dass zumeist ein Schneeballeffekt einsetzt: Ist ein Präparat knapp, müssen wir auf eine Alternative ausweichen, die aufgrund der erhöhten Nachfrage alsbald auch nicht mehr zu bekommen ist.“

Salbutamol ebenfalls knapp

Während das Bundesgesundheitsministerium mit einer Gesetzesänderung im vergangenen Jahr versucht habe, zumindest bei den Kinderarzneimitteln Lösungen zu finden, fehlten wirksame Ansätze bei den Medikamenten für Erwachsene nach wie vor. So seien auch salbutamolhaltige Mittel zur Behandlung von Asthmatikern und COPD-Patienten schwer verfügbar, nennt Sarah Doll weitere Beispiele aus dem Apothekenalltag. Noch immer stünden auf der Engpassliste des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte annähernd 470 Einträge. „Und selbst bei den Präparaten für Kinder greifen die Maßnahmen nicht recht“, so Sarah Doll. Nach wie vor gebe es bei jedem zweiten Antibiotikasaft Probleme. 

„Wir finden Alternativen – das setzt allerdings voraus, dass es auch Apotheken gibt, die sich in direkter Absprache mit dem Patienten und dem Arzt um die Probleme kümmern können. Und es setzt gerade im Fall der opioidhaltigen Schmerzmittel voraus, dass in diesen Apotheken auch Apotheker arbeiten“, so Sarah Doll. Der Bundesgesundheitsminister plane derzeit eine Strukturreform und wolle Apotheken schaffen, in denen kein Apotheker mehr anwesend sein müsse. „Dort dürfen dann aber keine Betäubungsmittel wie Morphine abgegeben werden. Ebenso wenig können ohne Apotheker beispielsweise umfangreiche Medikationsberatungen und Impfungen durchgeführt werden“, kritisiert Sarah Doll die Vorschläge der Politik und fügt hinzu: „Die Pläne des Ministers haben weite Wege für Patienten zur Folge und bedeuten letztlich deutliche Leistungskürzungen für die Bürger.“
 

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